*** Die UTOPOLIS-Förderung ist im März 2023 ausgelaufen; die wichtige Arbeit im Quartier wird aber weiterhin über die Kulturdirektion Weimar finanziert. ***

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Studio Mosaik verstand sich als Produktionsstätte, Künstlerwerkstatt und Kulturfabrik in einem, die jedermann partizipativ einlädt, im Stadtteil künstlerisch, kreativ und sozial mitzuwirken. Durch Workshops in den Bereichen Malerei, Graffiti, Foto/Video und Performance, in denen beispielsweise mit den Materialien Holz, Metall, Porzellan und Ton gearbeitet wird, sollte der kulturell- und generationsübergreifende Austausch gefördert werden. Darüber hinaus wurden die Anwohner*innen mithilfe des von Studio Mosaik bereitgestellten Wissens sowie der Räumlichkeiten, Technik und Netzwerke dazu befähigt, selbst zu Akteur*innen zu werden und so ihr eigenes Umfeld nachhaltig mitzugestalten.

Situation vor Ort

Der Stadtteil Weimar-West war vor 1989 ein fortschrittliches Viertel mit begehrten Wohnungen für etwa 10.000 Bewohner*innen. Seit der politischen Wende sind viele Menschen aus dem Stadtgebiet weggezogen; seit 2010 stagniert die Bevölkerungszahl bei etwa 5.500 Menschen. Die Mieten in Weimar-West liegen aufgrund der Randstadtlage und dem durch Plattenbauten geprägten Viertel unter dem städtischen Durchschnitt. So ziehen vor allem Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen hinzu. Heute leben in dem Quartier überdurchschnittlich viele Empfänger*innen von Transferleistungen, Alleinerziehende, kinderstarke Familien, Personen mit Migrationshintergrund sowie von Altersarmut bedrohte Senior*innen. Die kulturelle Infrastruktur in Weimar West ist weit weniger ausgebaut als die der restlichen Stadt, sodass vielen Menschen der Zugang zu kulturellen Angeboten verwehrt bleibt.

Die Idee

Das Projekt „Studio Mosaik – Viele kleine Menschen bewegen Großes in Weimar-West“ des Gaswerk Weimar e.V. im Industriegebiet Weimar-West setzte sich zum Ziel, verschiedene Kulturen und Generationen miteinander ins Gespräch zu bringen. Studio Mosaik verstand sich als Produktionsstätte, Künstlerwerkstatt und Kulturfabrik in einem. Durch die künstlerischen Angebote sollte jede*r eingeladen werden, mitzuwirken: kreativ, nachhaltig, nachbarschaftlich, umweltfreundlich und sozial – ganz nach dem Motto: „Viele kleine Leute in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ Einem breiten Bevölkerungsspektrum wurde auf diese Weise ermöglicht, selbst kreativ zu werden, kulturelle Angebote zu organisieren sowie künstlerische Darbietungen unterschiedlicher Genres zu erleben. Räume, Technik und Netzwerke für kulturelle Ausdrucksformen und Veranstaltungsformate konnten während der Projektlaufzeit zur Verfügung gestellt werden.

Aktivitäten und Veranstaltungen

Mit seiner Bandbreite an kulturellen und kreativen Aktivitäten richtete sich das „Studio Mosaik“ insbesondere an Senior*innen, Kinder und Jugendliche sowie Erwerbslose. Vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien und mit Migrations- oder Fluchthintergrund sollten erreicht werden. Es wurden folgende Aktivitäten durchgeführt:

• Im Rahmen der „Kunstausflüge“ wurden kulturelle Führungen oder Spaziergänge in Weimar organisiert, sowie weitere Ausstellungen in ganz Weimar besucht. So konnten die unterschiedlichen Nachbarschaften Weimars einander nähergebracht und der Austausch gefördert werden.
• Es wurden künstlerische Gestaltungs-Workshops angeboten, die unter der Beteiligung der Anwohner*innen stattfanden, in denen beispielsweise mit den Materialien Porzellan, Holz oder Ton gearbeitet wurde. Darüber hinaus fanden Workshops in den Bereichen Malerei, Graffiti, Video und Performance statt. Senior*innen erhielten beispielsweise die Möglichkeit, ein individuelles, hochwertiges Porzellanservice selbst zu gestalten. Gemeinsam mit Kindern wurden Stadtteilmöbel aus Holz gebaut, die in ganz Weimar an öffentlichen Plätzen aufgestellt werden konnten. Einige der Workshops fanden auch als mobile Angebote für Kinder statt.
• Es gab eine Vielzahl künstlerischer Interventionen im öffentlichen Raum. 2019 beteiligte sich Studio Musik mit „Colour Me Bauhaus“ am Festzug zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum mit einem eigenen gestalteten Festwagen. Auch Schafe, die zum festen Ensemble des Studio Mosaik-Teams gehörten, setzten künstlerische Akzente im Quartier.
• Die Studio-Bühne konnte in kontinuierlich stattfindenden Workshops und künstlerischen Produktionen Profis und Laien zusammenbringen.
• Beim „Kulturbrunch“ wurde zum Essen an eine Tafel mit selbst dekoriertem Porzellan geladen. Neben der Ausstellung der in den Workshops entstandenen Kunstwerke wurden Kinder-Theaterstücke und Konzerte aufgeführt. Die von den Anwohner*innen in den Workshops gestalteten Kunstwerke wurden überdies im öffentlichen Raum wie bspw. bei Stadtteilfesten präsentiert.
• Ausstellungen zu den Workshops und Künstler*innen gehörten zum laufenden Kulturprogramm: Im Sommer 2020 beteiligte sich Studio Mosaik beispielsweise am Programm von „Kunstfest Weimar 2020“ mit der Solo-Ausstellung Schwerkraft 2.0 von Benedikt Braun.
• Darüber hinaus wurden Filmreihen unter freiem Himmel mit einem bestimmten Themenschwerpunkt um gesetzt. Im Sommer 2020 lag der Fokus dabei auf Filmen von Regisseuinnen der DEFA.

Ziel des Studio Mosaik war es, die Ideale, Visionen und Utopien der Bewohner*innen in Weimar-West aufzuspüren und sichtbar zu machen. Eine lebendige Nachbarschaft wurde gefördert, der soziale Zusammenhalt gestärkt und ein nachhaltiger Veränderungsprozess angestoßen. Kunst und Kultur konnten dazu beitragen, den Austausch zu fördern sowie die Teilnehmenden selbst zu Akteuren werden zu lassen.