standard-logo

Rund um das Thema Energie/ Nachhaltigkeit in der soziokulturellen Arbeit dreht sich die aktuelle Ausgabe des Magazins SOZIOkultur, das hier kostenfrei online erhältlich ist.

Energie haben oder nicht haben – das ist die brennende Frage, die und der sich die Soziokultur gegenwärtig auf vielen Ebenen stellt. Sie tut das in der ihr eigenen Weise: künstlerisch, kreativ, erfindungsreich und kooperativ und macht dabei fast vergessen, wie viel die gegenwärtigen Krisen mit all ihren Konsequenzen kosten. Doch auch wenn es manchmal so scheint, als sei die Soziokultur ein Perpetuum Mobile, das, einmal in Bewegung gesetzt, ohne weitere Energiezufuhr in Bewegung bleibt – sie ist es eben nicht. Umso beachtlicher ist darum, wie sie immer wieder – dank der unermüdlichen Power der Aktiven und Unterstützung von Förderern – Kraft aus ideenreichem und gemeinschaftlichem Tun schöpft und den nachhaltigen Wandel durch die Erzeugung von positiver sozialer Energie vorantreibt.

Wie Quartiersarbeit nachhaltig und partizipativ gestaltet werden kann, welche Werkzeuge und Gelingensbedingungen es gibt, damit beschäftigte sich die Jahres- und Abschlusskonferenz 2022 des Modellprogramms UTOPOLIS – Soziokultur im Quartier im Herbst vorigen Jahres. Das Magazin gibt einen Überblick über wichtige Bausteine der Konferenz und stellt ausgewählte Aspekte wie nachhaltiges Veranstalten und Klimabilanz näher vor.

 

 

Aktuell werten wir das Teilnehmenden-Feedback zur Konferenz aus und möchten in diesem Zuge auf ein Forschungsprojekt verweisen und dessen Materialien zur Verfügung stellen, das eine erste Grundlage für das World Café und die Workshops der UTOPOLIS-Konferenz war:

Ein Schwerpunkt des Forschungsprojektes „Jetzt in Zukunft. Nachhaltigkeitskultur entwickeln: Praxis und Perspektiven soziokultureller Zentren“ des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim in Kooperation mit dem Bundesverband Soziokultur e.V. und gefördert vom Fonds Nachhaltigkeitskultur war die Entwicklung von Indikatoren einer zukunftsfähigen Soziokultur.

Bei der Kriterien- und Indikatorenentwicklung baut das Projekt auf die Grundlagen des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) auf, ein Instrument zur Nachhaltigkeitsberichterstattung für die Wirtschaft (Rat für Nachhaltige Entwicklung, 2020). Die Orientierung am DNK erlaubt nationale und internationale Anschlussfähigkeit, strukturierte Dokumentation sowie die Möglichkeit sich gegenüber Anspruchsgruppen zu positionieren. Die Gewährleistung der Anschlussfähigkeit für möglichst alle Zentren betrachtet Müller -Espey (2019: 307) auch als wesentliche Aufgabe auf Verbandsebene.

Eine Weiterentwicklung Soziokultureller Zentren hin zu einer zukunftsfähigen Betriebsführung benötigt einen klaren Handlungsrahmen aus aussagekräftigen Kriterien und Indikatoren. In Anlehnung an den DNK ist eine erste Version für einen Nachhaltigkeitskodex in der Soziokultur entstanden. Fünf Wirkungsfelder und 17 Kriterien für eine Transformation zur Nachhaltigkeit in der Soziokultur sowie eine begleitende Anwendungshilfe werden damit vorgestellt.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt unter www.jetztinzukunft.de

Downloads

Wirkungsfelder und Kriterien für einen Nachhaltigkeitskodex in der Soziokultur als PDF-Datei
Anwendungshilfe für einen Nachhaltigkeitskodex in der Soziokultur
Abschlussbericht des Forschungsprojektes Jetzt in Zukunft

Unsere Jahreskonferenz „Soziokultur nachhaltig im Quartier. Werkzeuge für eine sozial-ökologische Transformation” beschäftigte sich in Workshops und World Cafés intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Soziokultur. Doch wie nachhaltig war diese zweitägige Veranstaltung eigentlich? Welche Verkehrsmittel wurden von den Beteiligten für die An- und Abreise gewählt? Wie nachhaltig waren Catering und Veranstaltungsort? Wie viel Wasser und Papier wurden an zwei Konferenztagen verbraucht?

Diesen und ähnlichen Fragen ist Franziska Mohaupt, Referentin für Nachhaltigkeit beim Bundesverband Soziokultur, auf den Grund gegangen und hat einen CO2-Fußabdruck der UTOPOLIS Jahreskonferenz erstellt. Die umfangreiche Übersicht zeigt die Erfassung der CO2-Währungen der für unsere Veranstaltung wichtigen Bereiche Strom, Wasser, Mobilität, Catering und Papier. Außerdem wurde ein besonderer Fokus auf die Mobilität gesetzt, da diese ein großer Verursacher von Treibhausgasen darstellt. Zum besseren Verständnis einiger Inhalte und zum tieferen Eintauchen in das Thema finden sich zudem weiterführende Quellen zum Nachlesen.

Wir hoffen, der Bericht stellt einen hilfreichen Impuls dar, selbst eine CO2-Bilanzierungen bei eigenen Veranstaltungen zu erstellen und vor allem: schon jetzt mit der CO2-Reduzierung zu beginnen!

Eine Evaluation der Konferenz ergab außerdem, dass viele Teilnehmenden einen großen Nachholbedarf sehen, wenn es um die Umsetzung nachhaltigen Handelns in der eigenen soziokulturellen Einrichtung geht, unter anderem auch beim Thema Energieverbrauch. Passend dazu findet ihr zusätzlich Tipps zum Energiesparen (samt Ergänzungen).

Dominik Breuer vom Brachland Ensemble schickte bei unserer UTOPOLIS-Jahreskonferenz optimistische Nachrichten aus der Zukunft! Uns, den Menschen aus der Gegenwart, soll es gelungen sein mit nachhaltigen Konzepten die Klimakrise zu überwinden und ein lebenswertes Leben zu sichern. Und insbesondere die Soziokultur habe dazu beigetragen Nachhaltigkeit voranzutreiben!

Wie das wohl möglich war wurde anhand der Daten aus der Erhebung “Das braucht’s. Nachhaltige Entwicklung in der Soziokultur 2022” veranschaulicht: Wie nachhaltig ist die Soziokultur bereits und was benötigt sie, um weiterhin und vermehrt nachhaltig handeln zu können? Das Brachland Ensemble hat dazu einen ebenso informativen wie unterhaltsamen Film zusammengestellt, den du ab sofort auf unserem Youtube-Channel ansehen kannst!

Auf der Utopolis-Jahreskonferenz im Internationalen Kulturzentrum ufaFabrik e.V. mit dem Thema „Soziokultur nachhaltig im Quartier. Werkzeuge für eine sozial-ökologische Transformation“ ging es in unserem Workshop „Gelingende Partizipation in der Stadtteilarbeit“ um die Frage, wie partizipative Bürger:innenbeteiligung gelingen kann, welchen Problemen und Hürden man begegnet und welche Schritte und Handlungen nötig sind, um einen erfolgreichen Prozess zu gestalten.

Durch den Austausch mit den Teilnehmer:innen unseres Workshops haben sich als Herausforderungen in der Gestaltung von Beteiligungen die folgenden Punkte herauskristallisiert:

  1. Teilnehmer:innen für eine Beteiligung und vor allen Dingen für ein längerfristiges Engagement in einem Projekt zu finden.
  2. Sichtbarkeit für die eigene Arbeit und die Wichtigkeit von Soziokultur und Beteiligung der Nachbarschaften zu schaffen.
  3. Das richtige Setzen von Rahmenbedingungen für eine Beteiligung um die richtigen Erwartungen zu schaffen für die Teilnehmer:innen, aber auch für sich selbst als Projektorganisator:in.

Um den Herausforderungen der gewünschten sozial-ökologischen Transformation zu begegnen, brauchen wir Werkzeuge, welche vor allem unser gemeinsames Miteinander stärken und uns darin unterstützen, eine zukunftsfähige und resiliente Vision unserer Gesellschaft zu verfolgen.

Wir vom Institut für Partizipatives Gestalten entwickeln solche Werkzeuge in Form von Formaten, Methoden und Räumen, um mit Akteur:innen aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft nachhaltige und sinnvolle Lösungen zu erarbeiten. Wir konstruieren Zukunftsstrukturen und Arbeitsweisen, gestalten bewusst Räume, um Begegnungen zu ermöglichen, und dies alles kokreativ und partizipativ.

Im Workshop der Utopolis Konferenz „Gelingende Partizipation in der Stadtteilarbeit“ teilten wir unser Verständnis von Partizipation mit den Workshop-Teilnehmer:innen. In unseren Augen erfolgt Partizipation in drei Stufen:

Damit Partizipation gelingt, sollten einige Zukunftsstrukturen und Vorstellungen in dem Prozess entwickelt und verfolgt werden.
Was sind Zukunftsstrukturen und wie entwickeln, trainieren und etablieren wir diese?

Wandel der Kultur
Die Menschen und eine Kultur des Miteinanders stehen beim Gestalten eines zukunftsfähigen Gemeinwesens im Zentrum: eine kokreative, kooperative Haltung, Augenhöhe, Transparenz und Prozessorientierung.
—> Im Projekt wird eine transparente, inklusive, produktive und kreative Kultur des Miteinanders etabliert, und darüber hinaus. Es werden Fähigkeiten zum Community Organizing, für offene Kommunikations- und Handlungsformen und eine produktive gemeinschaftliche Atmosphäre aufgebaut.

Raum – Strukturen
Räume und Orte prägen, wie wir arbeiten, uns begegnen und miteinander umgehen. Daher brauchen wir gute Räume, die uns zusammenbringen: Innenräume, Außenräume, konzeptionelle und virtuelle Welten
—> Es werden kommunale Räume für Kokreation und deren Ausstattung gestaltet: Stadtwerkstätten, Labs, Inkubatoren, Pop-Ups u.v.m. Virtuelle Räume der Zusammenarbeit werden geschaffen und Kompetenzen in Hosting, Kokreation und Facilitation von Design-, Planungs- und Projektarbeit entwickelt.

Prozess – Strukturen
Wie wir Dinge tun, bestimmt, was uns möglich ist. Wenn wir Verfahren, Formate und Methoden entwickeln, haben wir immer den bestmöglichen Prozess für das beste Ergebnis vor Augen. Damit wir im Flow und produktiv sind!
—> Deshalb werden passgenaue Verfahren und Formate entwickelt. Der gesamte Prozess und seine Dynamik wird von der ersten Konzeption bis zur Verstetigung der Ergebnisse berücksichtigt. Es werden Prozessverständnis und Kompetenzen zur Prozessbegleitung geschult und der methodische Werkzeugkoffer wird allen lokalen Akteur:innen vermittelt.

Governance – Strukturen
Welche Regeln geben wir uns? Wie entscheiden wir? Wie funktionieren unsere Institutionen und die Schnittstellen zwischen ihnen? Schlechte Governance kann vieles verhindern, gute dagegen vieles ermöglichen! 
—> Organisationen, Institution, Satzungen, Geschäftsordnungen und Verfahrensregeln werden entwickelt und transformiert, in dem ihre Codes neu geschrieben werden.  Vermittlung von Kompetenzen in Organisationsentwicklung, Abstimmungs- und Entscheidungsmodellen und Training des Gestaltens von Regeln, Abläufen und Schnittstellen für die Projektarbeit sind hier verankert.

Der Workshop: Gelingende Partizipation in der Stadtteilarbeit

Nach einem Input zum Verständnis von Partizipation, einer Einführung und Darstellung wie ein Prozessaufbau gestaltet wird, blickten wir nochmals ausführlicher auf die benötigten Bausteine und Qualitäten.

In Kleingruppen konnten sich die Teilnehmer:innen einem Beispiel widmen und einen eigenen Projektplan entwickeln. Über den Austausch der Erfahrungen aus dem eigenen Arbeitsalltag und in Kombination mit den vorgestellten Möglichkeiten zur Gestaltung von Prozessen, entstanden vier unterschiedliche Prozessideen zur partizipativen Gestaltung eines Platzes, Umbenennung eines Stadtteilzentrums, Programmierung eines neuen Nachbarschaftsformates und zur Ermittlung von Angsträumen und Maßnahmen, diese zu bekämpfen. Dafür entwickelten alle Gruppen zunächst einen Baustein zur Aktivierung der Teilnehmer:innen und planten hierfür beispielsweise Social Media Aktionen, Postwurfsendungen oder auch schon erste, einfache und unverbindliche Aktionen auf dem neu zu gestaltenden Platz.

Im weiteren Verlauf ging es dann darum die Teilnehmer:innen einzubinden und gute Fragestellungen zu entwickeln. Die Gruppe, die zu Angsträumen arbeitete, plante ein gemeinsames Mapping und bei der Neugestaltung des Platzes wurde zu nachbarschaftlichen Bauaktionen eingeladen. Am Ende aller Projektpläne stand ein gemeinsamer Abschluss in Form einer Präsentation, einer Abstimmung des neuen Namens oder das gemeinsame Weiterdenken von nächsten Schritten.

Es war begeisternd mit einer Gruppe zu arbeiten, welche teilweise ähnliche Ansätze der Partizipation verfolgt und mit dem Workshop ein Ort geschaffen wurde, um diese Ansätze noch mehr mit Expertise aus realen Beispielen zu unterfüttern und Erfahrungen auszutauschen, welche die Teilnehmer:innen nun in ihre eigenen Projekte integrieren können.

[1] Partizipateur:innen ist ein von Jascha Rohr entwickelter Begriff, unter welchem alle Akteur:innen verstanden werden, welche an dem Prozess beteiligt sind.

Open-Air Festivals, Dorffeste, Kabarett- und Kinoveranstaltungen, Kreativ-Workshops oder Sprachkurse – in Deutschlands soziokulturellen Zentren und Initiativen wird vieles angeboten. Auf Veranstaltungen treffen wir mit anderen Menschen zusammen und feiern, lernen oder denken die Welt weiter. Das ist und bleibt wichtig für gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine nachhaltige Entwicklung. Bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen können jedoch noch weitere Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden. Beispiele dafür sind: Mehrweg statt Einweg, Ökostrom, klimafreundliche Mobilität sowie regionales und saisonales Essen. Mit diesem Schwerpunkt beschäftigte sich der Workshop „Nachhaltiges Veranstalten“, geleitet von Anna Lena Rothenpieler (KFZ Marburg) und Kristina Gruber (Projektschmiede Keller & Gruber), auf der UTOPOLIS-Jahreskonferenz unter dem Motto „Soziokultur nachhaltig im Quartier. Werkzeuge für eine sozial-ökologische Transformation.“

Manche  Zentren setzen bereits Maßnahmen um und wollen mehr, andere fangen gerade erst an. Zentrale Fragen, die sich soziokulturelle Zentren dabei häufig stellen sind:

Welche Ziele setzen wir uns und wie arbeiten wir daran? Ein guter Ausgangspunkt ist ein bereichsübergreifendes Besprechungsformat oder die Bildung einer Steuerungsgruppe. Es ist wichtig, dass die Leitung des Zentrums den Prozess unterstützt und alle relevanten Bereiche eingebunden werden. Beispielsweise hat das KFZ Marburg 2019 eine AG Nachhaltigkeit gegründet. Neben fünf Nachhaltigkeitsbeauftragten aus allen Bereichen des Zentrums – Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit, Booking, Technik und Haus – engagieren sich rund 15 Ehrenamtliche in der AG. In einem ersten gemeinsamen Treffen kann zum Beispiel nach Handlungsfeldern erfasst werden, was bereits umgesetzt wird. In weiteren Schritten kann das Team, zum Beispiel mittels „Mind-Mapping“ sammeln, welche weiteren Maßnahmen getroffen werden sollen und konkrete Ziele benennen. Wichtig ist, dass Verantwortlichkeiten für Handlungsfelder oder konkrete Maßnahmen benannt werden und es in regelmäßigen Abständen weitere Treffen gibt, um sich über Fortschritte, Probleme und weitere Pläne auszutauschen. Die Reise vom KFZ Marburg zu mehr Nachhaltigkeit könnt ihr auf deren Website verfolgen.

Wer kann uns bei dem Prozess unterstützen und wie? Das Projekt Selbstversuch: Klimaneutrale Veranstaltungen in der soziokulturellen Praxis des Vereins 2N2K oder das Programm sozioK_change der Stiftung Niedersachsen haben deutlich gemacht, wie wichtig eine externe fachliche Prozessbegleitung und der Austausch mit anderen Zentren bei anstehenden Herausforderungen ist. Im Workshop wurde betont, dass die Koordinationsstelle die Verbindung zu den Zentren im Verband ist und auf (länder-)spezifische Bedarfe und Herausforderungen eingehen können sollte. Sie sollte aber auch eine Verbindung zum Bundesverband Soziokultur haben. Um einerseits die Entwicklungen und Bedarfe aus den Ländern an den Bundesverband heranzutragen und andererseits, um gemeinsam länderübergreifende Informationen zusammenzuführen und aufzubereiten. Die LAKS Hessen hat dafür zum Beispiel im Frühjahr 2021 eine AG Nachhaltigkeit gegründet und eine Fachperson für die Koordination beauftragt. Einmal im Monat treffen sich eine Handvoll Mitgliedszentren, tauschen sich zu Nachhaltigkeitsthemen aus und entwickeln so ihre Prozesse weiter. Darüber hinaus ist LAKS Hessen zusammen mit anderen Verbänden Mitglied in der AG Nachhaltigkeit des Bundesverbands Soziokultur und entwickelt die Vernetzung zur Nachhaltigkeit gemeinsam weiter.

Wie können wir nachhaltig beschaffen/einkaufen? Unter Beschaffung fällt einiges. Letztlich geht es um alles, was von den Zentren und Initiativen für ihre Arbeit eingekauft wird. Ob Strom, Laptop, Papier, Reinigungsmittel, T-Shirts, Catering oder Lastenrad. Bei allem kann auf Nachhaltigkeit geachtet werden. An erster Stelle lohnt sich eine Auseinandersetzung mit der Beschaffungspyramide. Demnach sollten an erster Stelle Dinge wiederverwendet bzw. gebraucht gekauft und erst an letzter Stelle Dinge neu gekauft werden. Herausforderungen beim „gebraucht kaufen“ bestehen häufig in Zusammenhang mit Förderkriterien („man muss neu beschaffen, um abzurechnen“) und auf rechtlicher Ebene (z. B. Produkthaftung oder Urheberrecht). Beschaffungskriterien sollten so gut wie möglich im Leitbild verankert werden und über die eigene Organisation hinausgedacht werden (Bsp.: Sharing economy). Auf Portalen wie www.nachhaltige-beschaffung.de oder beschaffung-info.de kann man sich informieren. Ein Ergebnis des Workshops im Rahmen der UTOPOLIS-Jahreskonferenz ist, dass die Referentin für Nachhaltige Entwicklung des Bundesverband Soziokultur ein lebendiges Dokument mit hilfreichen Links und Beispielen initiiert.

Zum Abschluss frage ich euch: „Liebe Zentren und Initiativen, wann findet Eure nächste Teambesprechung zur nachhaltigen Organisation Eurer soziokulturellen Veranstaltungen statt?“

 

Spannende Workshops, konstruktive Diskussionen, schöne Begegnungen und jede Menge Austausch – und all das in der wunderschönen Umgebung der ufaFabrik! Unsere UTOPOLIS Jahreskonferenz blickt zurück auf zwei voll gepackte, interessante, bereichernde und spaßige Tage.

Nach warmen Grußworten und einem erfrischenden theatralen interaktiven Gedankenspiel mit jeder Menge Denkanstöße haben sich unsere Teilnehmer*innen in zwei World Café- Runden in intensiven Austausch begeben. Parallel dazu führte das Team der ufaFabrik durch das Gelände und erläuterte das beeindruckende Nachhaltigkeitskonzept der Anlage und die lebendige Kiezkultur. Unsere Projektakteur*innen präsentierten ihre Arbeit in der Standortgalerie und standen dort für Fragen und Diskussionen zur Verfügung. Franziska Mohaupt, unsere Referentin für Nachhaltigkeit, bot an ihrem Expertisetisch Beratung und Austausch zu allen Fragen des nachhaltigen (soziokulturellen) Lebens an, und in der Litertaurwerkstatt wurde den ganzen Tag fleißig an den Schreibmaschinen getippt und Themen und Ideen der Konferenzteilnehmenden kreativ umgesetzt. Für ein spannendes Abendprogramm sorgte der Film “Das Gegenteil von Grau”, der von Filmemacher Matthias Coers persönlich eingeführt wurde. Der zweite Tag hielt zudem spannende Workshops bereit und im anschließenden Fazit präsentierten die Teilnehmenden auf der Bühne ihr Erarbeitetes, ihre Gedanken und Impulse. Glücklich und müde haben wir anschließend unsere sieben Sachen wieder zusammen gepackt und freuen uns nun auf ein gemeinsames Resumieren und Evaluieren.

Vielen Dank an alle Sprecher*innen und Referent*innen, unsere Projektakteur*innen, unsere Moderatorin, an das Filmteam und alle helfenden Hände und Supporter*innen!

 

Man nehme: ein virtuelles soziokulturelles Zentrum, 25 Avatare, eine Portion Experimentierfreude sowie ein engagiertes Team und viele weitere helfende Köpfe und Hände. Die Zutaten für das „Rezept“ Online-Konferenz, mit denen der Bundesverband Soziokultur am 16. und 17. September 2021 im Rahmen des Bundesprogramms „UTOPOLIS – Soziokultur im Quartier“ zwei interaktive Tage auf der 2D-Plattform WorkAdventure gestaltete, waren zunächst den Rahmenbedingungen der Pandemie geschuldet.

Geplant war ursprünglich eine Präsenz-Veranstaltung im September 2020. Unter dem Titel „Soziokultur nachhaltig im Quartier“ hätte diese sich nahtlos eingliedern können in die Reihe der Fachveranstaltungen zur (kulturellen) Stadtteilarbeit, die das UTOPOLIS-Programm seit Förderbeginn im Herbst 2018 durchführt. Aus bekannten Gründen kam alles anders; die Konferenz wurde in das Folgejahr verschoben und online angeboten. Schnell war klar: Das Motto „Neue Formate in der Stadtteilarbeit“ sollte die Situation der vergangenen eineinhalb Jahre mit optimistischer Blickrichtung zum Thema machen. Die Auswirkungen der Pandemie hatten selbstverständlich auch den Kulturbereich hart getroffen, insbesondere die kleinen soziokulturellen Zentren und Initiativen waren mit immensen Unsicherheiten und Existenzängsten konfrontiert. Doch nach einer ersten Schockstarre reagierten viele Akteur*innen durchaus mit Energie, Flexibilität und Kreativität auf die Situation.

Digitale und hybride Formate wurden entwickelt, um die Menschen weiterhin zu vernetzen, teilhaben zu lassen und die Quartiere trotz Kontaktbeschränkungen weitestgehend lebendig zu halten. Diese positive Dynamik und die Fragestellung, was an den unter Ausnahmebedingungen erprobten und eingesetzten Formaten auch in (hoffentlich bald kommenden) Nach-Pandemiezeiten spannend für die künstlerische Nachbarschaftsarbeit sein könnte, sollten somit als inhaltliche Klammer im Fokus der Konferenz stehen.

Digitale Weiterbildung erwünscht!
Der Schwerpunkt wurde dabei auf Digitalformate gelegt, die sich maßgeblich von der bisherigen Projektarbeit im Quartier unterschieden. Bisher lebte das UTOPOLIS-Programm von seinem aufsuchenden Ansatz, also der Präsenz an öffentlichen Orten wie Marktplätzen, Stadtparks, Einkaufszentren, Spielplätzen oder Ladenstraßen. Künstlerische Aktionen machten neugierig und luden Anwohner*innen zum Verweilen, Mitmachen und zum sozialen Miteinander ein. Während der Kontaktbeschränkungen galt es, Methoden zu entwickeln, die weiterhin eine Adressierung und Aktivierung der Anwohnerschaft ermöglichten. Der experimentelle Charakter des UTOPOLIS-Programms bot dabei einen großen Spielraum für die Erprobung neuer digitaler Formate. Die Bandbreite reichte von Online-Foto-Galerien wie dem Format … Guckst du Straße …? der Wuppertaler Färberei, bei dem während des ersten Lockdowns Anwohner*innen ihren Blick auf die Straße als kommentiertes Foto einreichen konnten, über Online-Tutorials zu verschiedensten Kunstformen, wie im saarländischen Neunkirchen von jugendlichen Anwohner*innen in Eigenregie vorgestellt, bis hin zu Materialboxen und Kulturbeuteln, mit denen der Nachbarschaft mithilfe digitaler und analoger Gebrauchsanweisungen gestalterische Aktivitäten nähergebracht wurden.

Der Bedarf am Ausbau medialer Kompetenzen war auch in einer Blitzumfrage im April 2021 deutlich geworden, mit der der Bundesverband Soziokultur die aktuelle Lage in soziokulturellen Zentren und Initiativen sowie weiteren Kultur- und Literaturzentren ermittelte. Ein Thema der Umfrage betraf den Fortbildungsbedarf hinsichtlich der Arbeit mit neuen Formaten: 58 Prozent der befragten Einrichtungen gaben an, eine Weiterbildung für digitale Formate im Rahmen von Seminaren, Tagungen und Konferenzen zu benötigen. 48,3 Prozent wünschten sich Weiterbildungen zur Vermittlung von Medienkompetenz an verschiedene Zielgruppen; 80,5 Prozent wollten sich gerne im Bereich der digitalen Formate in der Kulturvermittlung fortbilden. Die Konferenz ging somit auch auf diese geäußerten Notwendigkeiten ein.

Von der VR-Tour im Quartier bis zum Digital Storytelling
Zielgruppe waren Akteur*innen der (kulturellen) Stadtteilarbeit: Mitwirkende aus den Modellstandorten und weiteren soziokulturellen Zentren, aus Quartiersmanagement, Kultureinrichtungen, Nachbarschaftshäusern und Sozialvereinen; Künstler*innen; Fachkräfte der Jugendarbeit und der kulturellen Bildung; Verantwortliche aus Politik, Wissenschaft und Verwaltung. Unter den Teilnehmenden waren auch die UTOPOLIS-Projektakteur*innen aller 16 Standorte, die auf einer Projektmesse Ausschnitte ihrer Arbeit präsentierten.
Konzeptionell waren für den ersten Tag diskursive LABs geplant mit Inputs, die zum Austausch über das Thema einluden, und am zweiten Tag Methoden und Tools zum praktischen Ausprobieren im Workshop-Format. Zunächst wurden den UTOPOLIS-Projektakteur*innen per Online-Umfrage konkrete Themenvorschläge zur Abstimmung gegeben. Dabei wurde eruiert, welche weiteren Themen als interessant für die Arbeit im Stadtteil und damit für die LABs und Workshops benannt würden. Das wichtigste Ziel war, den Teilnehmenden der Konferenz digitale Ansätze und Methoden der Stadtteilarbeit zu vermitteln. Es ging in den Workshops um das Kennenlernen von interaktiven künstlerischen Formaten („InteraktiveTheatermethoden“, „Digitales Storytelling“ und „Ideen visualisieren“) und Hybrid-Ansätzen, die computerbasierte und analoge Ansätze verbinden („Minecraft in der Stadtteilarbeit“, „VR-Tour im Quartier“, „Game Design“), sowie die Nutzung bestehender Online-Tools für die eigene Arbeit(„Erklärfilme produzieren“, „Zielgruppen erreichen mit Facebook und Instagram“ und „Youtube im pädagogischen Kontext“) sowie last but not least der Umgang mit digitalen Falschnachrichten („Verschwörungstheorien“).
Darüber hinaus war eine wichtige Prämisse, dass nicht nur die Methodik der Workshops, sondern auch das Setting der Konferenz experimentell und spielerisch sein und sich von der „Nicht-Ästhetik“ bestehender Konferenzsysteme abheben sollte. Mit der Open-Source-Plattform „WorkAdventure“der französischen Agentur The Coding Machine wurde für alle Neuland betreten: In der virtuellen 2D-Landschaft wurde ein soziokulturelles Zentrum als Konferenzhaus nachgebaut, in dem sich die Teilnehmenden mit Avataren bewegen und miteinander per Videochat kommunizieren konnten.

Das Feedback im Nachgang der Veranstaltung per Online-Evaluation war hinsichtlich der Tagungsatmosphäre, des technischen Supports, des Zeitmanagements und der Inhalte und Methodik der LABs und Workshops überwiegend positiv. Für ausnahmslos alle Workshops wurde eine Wiederholung gewünscht. Dies konnte mit einer weiteren Konferenz im Jahr 2021 unter dem Motto “Neue Formate REMIXED” am 16. und 17. Dezember bereits umgesetzt werden. Über hundert Fachkräfte und Interessierte aus der kulturellen Stadtteilarbeit traten in gegenseitigen Austausch, brachten ihre jeweiligen Expertisen und Perspektiven ein und bildeten sich in den 20 Workshops fort.

In der Online-Auswertung im Nachgang der Konferenzen wurden außerdem neue Themen für zukünftige Fortbildungen vorgeschlagen, unter anderem eine grundlegende gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit digitaler Kommunikation, außerdem die Erreichung spezifischer Zielgruppen, Partizipation von Kindern und Jugendlichen, digitale Akquise von zivilgesellschaftlichem Engagement, der Umgang mit digitalen Tools sowie das große Thema „Nachhaltigkeit in der Stadtteilarbeit“. Letzteres wird nun tatsächlich das Thema für die kommende Jahreskonferenz am 13. und 14. September 2022 sein, für die noch die Formatfrage zu klären wäre.

Abbildungen: Screenshots mit Eindrücken der Konferenz

Die UTOPOLIS Online-Konferenz ist erfolgreich mit rund 140 Besucher*innen und Beteiligten über die Bühne bzw. Festplatte gegangen! Spannende diskursive Labs und abwechslungsreiche interaktive Workshops beschäftigten sich mit neuen digitalen und hybriden Formaten in der Stadtteilarbeit und den Chancen und Grenzen von digitalen Sozialräumen. Zudem präsentierten unsere 16 UTOPOLIS-Modellstandorte ihre Arbeit und kontaktfreien Methoden und standen zum Gespräch zur Verfügung. Spielerisches Begegnen beim Rundgang durch das Konferenzhaus, beim Yoga oder in der Disco boten zusätzlichen Raum für Vernetzung und gegenseitigen Austausch und machten die Konferenz lebendig und kurzweilig.

Wer nicht dabei sein konnte und sich für kulturelle Stadtteilarbeit interessiert, kann unseren UTOPOLIS-Newsletter abonnieren! In der nächsten Ausgabe werden Links zur Dokumentation und Wiederaufnahme einzelner Konferenz-Module veröffentlicht. Außerdem geben wir Einblicke in die Arbeit und Methoden unserer Modellstandorte und Tipps und Hinweise zu Veranstaltungen, Ausschreibungen oder Publikationen. Hier geht’s zur Anmeldung.

Am 16. und 17. September findet unsere diesjährige UTOPOLIS-Konferenz statt – online und mittlerweile (Stand: 08.08.) leider nur noch mit Wartelisten–Plätzen!

Kreativ und innovativ ist die kulturelle Stadtteilarbeit mit den Herausforderungen der Pandemie umgegangen. Digitale und hybride Formate wurden entwickelt, um die Menschen zu vernetzen, teilhaben zu lassen und den Stadtteil trotz Kontaktbeschränkungen lebendig zu halten. Die Soziokultur ist auf Grenzen gestoßen, hat sich aber auch neue Wege und Möglichkeiten geschaffen.

Unsere Konferenz experimentiert mit einer Plattform für Online-Begegnungen und beleuchtet digitale Ansätze und interaktive künstlerische Methoden zum Kennenlernen und Ausprobieren. Freut euch auf Good Practice-Beispiele für die kulturelle Stadtteilarbeit, spannende Workshops und Austauschmöglichkeiten. 

Die Teilnahme ist nur mit Voranmeldung möglich. Alle Angemeldeten erhalten eine Mail mit näheren Infos zum Programm.

Hier geht’s zur Registrierung