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Man nehme: ein virtuelles soziokulturelles Zentrum, 25 Avatare, eine Portion Experimentierfreude sowie ein engagiertes Team und viele weitere helfende Köpfe und Hände. Die Zutaten für das „Rezept“ Online-Konferenz, mit denen der Bundesverband Soziokultur am 16. und 17. September 2021 im Rahmen des Bundesprogramms „UTOPOLIS – Soziokultur im Quartier“ zwei interaktive Tage auf der 2D-Plattform WorkAdventure gestaltete, waren zunächst den Rahmenbedingungen der Pandemie geschuldet.

Geplant war ursprünglich eine Präsenz-Veranstaltung im September 2020. Unter dem Titel „Soziokultur nachhaltig im Quartier“ hätte diese sich nahtlos eingliedern können in die Reihe der Fachveranstaltungen zur (kulturellen) Stadtteilarbeit, die das UTOPOLIS-Programm seit Förderbeginn im Herbst 2018 durchführt. Aus bekannten Gründen kam alles anders; die Konferenz wurde in das Folgejahr verschoben und online angeboten. Schnell war klar: Das Motto „Neue Formate in der Stadtteilarbeit“ sollte die Situation der vergangenen eineinhalb Jahre mit optimistischer Blickrichtung zum Thema machen. Die Auswirkungen der Pandemie hatten selbstverständlich auch den Kulturbereich hart getroffen, insbesondere die kleinen soziokulturellen Zentren und Initiativen waren mit immensen Unsicherheiten und Existenzängsten konfrontiert. Doch nach einer ersten Schockstarre reagierten viele Akteur*innen durchaus mit Energie, Flexibilität und Kreativität auf die Situation.

Digitale und hybride Formate wurden entwickelt, um die Menschen weiterhin zu vernetzen, teilhaben zu lassen und die Quartiere trotz Kontaktbeschränkungen weitestgehend lebendig zu halten. Diese positive Dynamik und die Fragestellung, was an den unter Ausnahmebedingungen erprobten und eingesetzten Formaten auch in (hoffentlich bald kommenden) Nach-Pandemiezeiten spannend für die künstlerische Nachbarschaftsarbeit sein könnte, sollten somit als inhaltliche Klammer im Fokus der Konferenz stehen.

Digitale Weiterbildung erwünscht!
Der Schwerpunkt wurde dabei auf Digitalformate gelegt, die sich maßgeblich von der bisherigen Projektarbeit im Quartier unterschieden. Bisher lebte das UTOPOLIS-Programm von seinem aufsuchenden Ansatz, also der Präsenz an öffentlichen Orten wie Marktplätzen, Stadtparks, Einkaufszentren, Spielplätzen oder Ladenstraßen. Künstlerische Aktionen machten neugierig und luden Anwohner*innen zum Verweilen, Mitmachen und zum sozialen Miteinander ein. Während der Kontaktbeschränkungen galt es, Methoden zu entwickeln, die weiterhin eine Adressierung und Aktivierung der Anwohnerschaft ermöglichten. Der experimentelle Charakter des UTOPOLIS-Programms bot dabei einen großen Spielraum für die Erprobung neuer digitaler Formate. Die Bandbreite reichte von Online-Foto-Galerien wie dem Format … Guckst du Straße …? der Wuppertaler Färberei, bei dem während des ersten Lockdowns Anwohner*innen ihren Blick auf die Straße als kommentiertes Foto einreichen konnten, über Online-Tutorials zu verschiedensten Kunstformen, wie im saarländischen Neunkirchen von jugendlichen Anwohner*innen in Eigenregie vorgestellt, bis hin zu Materialboxen und Kulturbeuteln, mit denen der Nachbarschaft mithilfe digitaler und analoger Gebrauchsanweisungen gestalterische Aktivitäten nähergebracht wurden.

Der Bedarf am Ausbau medialer Kompetenzen war auch in einer Blitzumfrage im April 2021 deutlich geworden, mit der der Bundesverband Soziokultur die aktuelle Lage in soziokulturellen Zentren und Initiativen sowie weiteren Kultur- und Literaturzentren ermittelte. Ein Thema der Umfrage betraf den Fortbildungsbedarf hinsichtlich der Arbeit mit neuen Formaten: 58 Prozent der befragten Einrichtungen gaben an, eine Weiterbildung für digitale Formate im Rahmen von Seminaren, Tagungen und Konferenzen zu benötigen. 48,3 Prozent wünschten sich Weiterbildungen zur Vermittlung von Medienkompetenz an verschiedene Zielgruppen; 80,5 Prozent wollten sich gerne im Bereich der digitalen Formate in der Kulturvermittlung fortbilden. Die Konferenz ging somit auch auf diese geäußerten Notwendigkeiten ein.

Von der VR-Tour im Quartier bis zum Digital Storytelling
Zielgruppe waren Akteur*innen der (kulturellen) Stadtteilarbeit: Mitwirkende aus den Modellstandorten und weiteren soziokulturellen Zentren, aus Quartiersmanagement, Kultureinrichtungen, Nachbarschaftshäusern und Sozialvereinen; Künstler*innen; Fachkräfte der Jugendarbeit und der kulturellen Bildung; Verantwortliche aus Politik, Wissenschaft und Verwaltung. Unter den Teilnehmenden waren auch die UTOPOLIS-Projektakteur*innen aller 16 Standorte, die auf einer Projektmesse Ausschnitte ihrer Arbeit präsentierten.
Konzeptionell waren für den ersten Tag diskursive LABs geplant mit Inputs, die zum Austausch über das Thema einluden, und am zweiten Tag Methoden und Tools zum praktischen Ausprobieren im Workshop-Format. Zunächst wurden den UTOPOLIS-Projektakteur*innen per Online-Umfrage konkrete Themenvorschläge zur Abstimmung gegeben. Dabei wurde eruiert, welche weiteren Themen als interessant für die Arbeit im Stadtteil und damit für die LABs und Workshops benannt würden. Das wichtigste Ziel war, den Teilnehmenden der Konferenz digitale Ansätze und Methoden der Stadtteilarbeit zu vermitteln. Es ging in den Workshops um das Kennenlernen von interaktiven künstlerischen Formaten („InteraktiveTheatermethoden“, „Digitales Storytelling“ und „Ideen visualisieren“) und Hybrid-Ansätzen, die computerbasierte und analoge Ansätze verbinden („Minecraft in der Stadtteilarbeit“, „VR-Tour im Quartier“, „Game Design“), sowie die Nutzung bestehender Online-Tools für die eigene Arbeit(„Erklärfilme produzieren“, „Zielgruppen erreichen mit Facebook und Instagram“ und „Youtube im pädagogischen Kontext“) sowie last but not least der Umgang mit digitalen Falschnachrichten („Verschwörungstheorien“).
Darüber hinaus war eine wichtige Prämisse, dass nicht nur die Methodik der Workshops, sondern auch das Setting der Konferenz experimentell und spielerisch sein und sich von der „Nicht-Ästhetik“ bestehender Konferenzsysteme abheben sollte. Mit der Open-Source-Plattform „WorkAdventure“der französischen Agentur The Coding Machine wurde für alle Neuland betreten: In der virtuellen 2D-Landschaft wurde ein soziokulturelles Zentrum als Konferenzhaus nachgebaut, in dem sich die Teilnehmenden mit Avataren bewegen und miteinander per Videochat kommunizieren konnten.

Das Feedback im Nachgang der Veranstaltung per Online-Evaluation war hinsichtlich der Tagungsatmosphäre, des technischen Supports, des Zeitmanagements und der Inhalte und Methodik der LABs und Workshops überwiegend positiv. Für ausnahmslos alle Workshops wurde eine Wiederholung gewünscht. Dies konnte mit einer weiteren Konferenz im Jahr 2021 unter dem Motto “Neue Formate REMIXED” am 16. und 17. Dezember bereits umgesetzt werden. Über hundert Fachkräfte und Interessierte aus der kulturellen Stadtteilarbeit traten in gegenseitigen Austausch, brachten ihre jeweiligen Expertisen und Perspektiven ein und bildeten sich in den 20 Workshops fort.

In der Online-Auswertung im Nachgang der Konferenzen wurden außerdem neue Themen für zukünftige Fortbildungen vorgeschlagen, unter anderem eine grundlegende gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit digitaler Kommunikation, außerdem die Erreichung spezifischer Zielgruppen, Partizipation von Kindern und Jugendlichen, digitale Akquise von zivilgesellschaftlichem Engagement, der Umgang mit digitalen Tools sowie das große Thema „Nachhaltigkeit in der Stadtteilarbeit“. Letzteres wird nun tatsächlich das Thema für die kommende Jahreskonferenz am 13. und 14. September 2022 sein, für die noch die Formatfrage zu klären wäre.

Abbildungen: Screenshots mit Eindrücken der Konferenz

Auch in unseren Stadtteilen kommt es immer wieder vor, dass uns (diskriminierende oder autoritäre) Positionen begegnen, denen wir widersprechen wollen oder bei denen wir ein Unbehagen verspüren. Was passiert in diesen Momenten eigentlich und wie gehen wir am besten vor?

Zunächst einmal ist es wichtig, sich der eigenen Haltung und Motivation bewusst zu werden: Welche Welt- und Menschenbilder prägen mich und meine Positionen? Für welche Grundeinstellungen möchte ich kämpfen? Wo sind meine roten Linien? Die Antworten auf diese Fragen begründen die eigene Motivation in solchen Situationen zu intervenieren. Hat man sich dies einmal bewusst gemacht, lassen sich in plötzlich auftretenden Situationen viel einfacher Argumentationen und Handlungen entwickeln. Man weiß, wieso man den geäußerten Positionen entgegentreten möchte und wo sie den eigenen Grundüberzeugungen entgegen laufen.

Für eine offene und demokratische Gesellschaft ist es wichtig ein humanistisches Menschenbild als Grundlage der Argumentation zu haben. Alle Menschen sollten die gleichen Rechte haben und sich frei entfalten können. Auf dieser Grundlage können wir diskriminierenden und autoritären Positionen und Strukturen widersprechen. Begegnet uns eine Position, der wir widersprechen wollen, ist es sinnvoll zu analysieren, was gesagt wurde und welche Motivation dahinter

steckt, und weiterhin, was die Situation für Möglichkeiten der Intervention bietet. Diese Analysen machen wir häufig unbewusst. In einer unvorhergesehenen Situation muss die Reaktion ad hoc passieren. Deswegen ist es wichtig, diese Überlegungen bewusst und im Vorhinein anzustellen, um in einer Überraschungssituation zielgerichteter zu reagieren.

Für die Analyse von Inhalt und Motivation nutzen wir das sogenannte Argumentationsdreieck. Eine Aussage enthält demnach immer Botschaften auf der Fakten-, der Motivations- und der Appell-Ebene. Auf welche (vermeintlichen) Fakten wird sich bezogen oder welche (vermeintlichen) Fakten werden impliziert? Welche Grundhaltung und welches Menschen- und Gesellschaftsbild motiviert die Aussage oder Handlung? Welche anderen Motive könnten hinter der Aussage stehen? Welche Appelle werden mit der Aussage verbunden? Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Gesagten, wenn man es zu Ende denkt?

Diese Überlegungen geben einen ersten Impuls, wie und auf welcher Ebene (manchmal macht es auch Sinn auf mehreren Ebenen zu argumentieren) man auf die Aussage reagieren möchte.

Daran anschließend sollte eine Analyse der Situation vorgenommen werden: wen kann und will ich in dieser Situation erreichen? Wer hört mir zu? Ist das nur die Person, die die diskriminierende Äußerung getätigt hat oder erreiche ich andere Personen? Sind Betroffene anwesend, die es vor weiteren Verletzungen zu schützen gilt? Ist die Person, die die Aussage getätigt hat, noch Argumenten zugänglich oder hat sie eine gefestigte Position? (Motivations-Ebene im Argumentationsdreieck). Je nachdem, zu welchen Schlüssen ich in meiner Analyse komme, kann ich mich dann zwischen verschiedenen Argumentationsstrategien entscheiden. Die verschiedenen Strategien richten sich an jeweils unterschiedliche Zielgruppen (sind die Personen Argumenten zugänglich oder eben nicht). Beim Überzeugen versuche ich das Gegenüber mittels Fakten von meiner Position zu überzeugen. Durch das Schildern von Beispielen und ihren Folgen kann ich Empathie für Betroffene wecken. Mittels positiver Gegenbeispiele ermögliche ich andere Wahrnehmungen. Mit dieser Strategie kann ich Unentschlossene für meine Position gewinnen und humanistische Menschen in ihrer Argumentation stärken. Bei Personen mit einer gefestigten Position besteht das Risiko einer Ping-Pong-Diskussion, in der die diskriminierende Person ihre Positionen ausbreiten kann.

Eine daran anschließende Strategie ist das Hinterfragen. Hier versuche ich Widersprüche im Gesagten herauszufordern oder durch geforderte Definitionen und Klarstellungen, die Drastik des Gesagten offen zu legen. Dabei hat mein Gegenüber die Möglichkeit die eigene Position darzulegen, gleichzeitig besteht aber die Chance der Selbstentlarvung beziehungsweise, dass den Umstehenden durch die Klarstellungen die Menschenverachtung der Positionen deutlich wird.

Wesentlich konfrontativer ist die Strategie innerhalb einer Gruppe Gegenstimmung zu forcieren. Dabei fordere ich Umstehende auf, Position zu beziehen. Dabei ist es wichtig ein Gespür für die Positionen innerhalb der Gruppe zu haben. Mein Ziel ist es, dass die diskriminierende Position durch Gegenstimmen aus der Gruppe weiter disqualifiziert wird. Positionieren sich andere auf Seiten der diskriminierenden Person, schwächt das meine Position.

Kommt man mit alledem nicht weiter, dann bleibt noch die Strategie des Unterbindens. Je nach meinen Möglichkeiten entziehe ich der Person das Wort, indem ich sie zum Schweigen auffordere oder sie auch des Raumes verweise. Dabei ist es wichtig nur solche Konsequenzen anzudrohen, die dann auch umgesetzt werden können und diese Intervention für die übrigen Anwesenden inhaltlich gut zu begründen, damit kein Solidarisierungseffekt stattfindet. Ein Wechsel der Strategien sollte immer von partnerschaftlich in Richtung konfrontativ stattfinden, ein Wechsel in die entgegengesetzte Richtung erscheint unglaubwürdig.

Und jetzt werdet aktiv in euren Stadtvierteln!

Da, wo die Welt komplex und unübersichtlich wird, sind Verschwörungstheorien meist nicht weit. Wir mögen es, wenn die Dinge ihre Ordnung und Kausalität haben. Was wir gar nicht mögen, ist Unsicherheit. Deshalb suchen wir nach Erklärungen für das, was wir nicht oder nur schwer verstehen können. Dieses sehr menschliche Bedürfnis nach Sicherheit ist mitunter ein idealer Nährboden für das Gedeihen der unterschiedlichsten Verschwörungstheorien.

Überschwemmungen, Krankheiten und verdorrte Ernten? Wahrscheinlich das Werk von missgünstigen Hexen, die Menschen mit ihrer Magie schaden wollten! Dieses Beispiel stammt aus dem Mittelalter und zeigt, dass Verschwörungstheorien beileibe keine neue Erfindung sind. Durch die weltweite Vernetzung, die vielen Kommunikationskanäle und die hohe Geschwindigkeit, mit der wir Informationen verschicken, verbreiten sich diese Ideen jedoch weitaus schneller. Die dramatischen Folgen der Hexenverschwörung kennen wir – auf der Jagd nach Schuldigen wurden unzählige Menschen gefoltert und getötet.

Ein anderes Beispiel ist die Idee des „Weltjudentums“, bei der davon ausgegangen wird, dass alle Menschen jüdischen Glaubens gemeinschaftlich die Weltherrschaft an sich bringen wollen würden. Diese Verschwörungstheorie taucht in der Geschichte der Menschheit immer wieder auf und zieht sich vom Mittelalter zu den Nürnberger Prozessen bis in den zweiten Weltkrieg und unsere heutige Zeit.

Moment mal: Bis heute? Inzwischen sollten die Reaktionen auf Verschwörungstheorien doch weniger drastisch ausfallen, oder?

Vor ungefähr einem Jahr stürmten Anhänger*innen des abgewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten das Kapitol in Washington. Angeblich sei eine Verschwörung gegen den Präsidenten Trump im Gange und die Wahl sei manipuliert worden. Für zahlreiche weitere Beispiele müssen wir nicht einmal die Lokalnachrichten verlassen. Immer wieder kommt es auch aktuell zu gewaltsamen Protesten gegen die Maßnahmen zum Umgang mit der Pandemie. Unter den Demonstrant*innen befinden sich mitunter Menschen, die davon ausgehen, mit der Schutzimpfung würde ein Mikrochip zur Datenspeicherung implantiert werden (Stichwort: „Schwurbler*innen“).

Bei allen Beispielen werden ein paar grundlegende Merkmale von Verschwörungstheorien sichtbar:. Besondere oder dramatische Ereignisse werden als beabsichtigt herbeigeführte Zustände definiert. Der Zufall wird außer Acht gelassen –  hinter allem steckt eine böse Absicht.

Idealerweise bietet eine Verschwörungstheorie die einfache Antwort auf eine komplexe Wirklichkeit und präsentiert eine schuldige Person bzw. eine schuldige Personengruppe (beispielsweise Krankheiten = Hexenwerk). Die Welt erscheint dann nicht ganz so chaotisch, vielmehr steckt hinter allen Ereignissen ein verborgener Sinn. Das macht die Sache an sich zwar nicht besser, aber zumindest erzeugt die Vermutung eines Sinnes offenbarmehr Sicherheit.

Die Anfälligkeit für Verschwörungsmythen ist in uns allen veranlagt, bei manchen mehr und bei manchen weniger. Letztendlich mögen alle Menschen Geschichten und versuchen seit Urzeiten, sich damit die Welt zu erklären. Hinter Verschwörungstheorien steckt zumeist ein großes Sicherheitsbedürfnis, was ein Ausdruck von Unsicherheit und Angst sein kann.

Wichtig ist: Wir müssen uns keine abstrusen Theorien oder Beschuldigungen anhören. Wir müssen nicht schweigen. Stellen wir uns dagegen, unterstützen wir online Gegenpositionen, aber bleiben wir im Gespräch und formulieren Ich-Botschaften. Vor allem aber sollten wir eins nicht vergessen: Hinter jeder*m Verschwörungstheoretiker*in steckt auch ein Mensch.

Ein Stadtteil, viele Bewohner*innen, individuelle Probleme und wenig Zeit. Geht es um Herausforderungen, die alle angehen braucht es Methoden, die schnell erste Lösungsansätze liefern, koordinierten Austausch ermöglichen und Raum für Kreativität bieten.

In der Welt der Software-Entwickler*innen werden hierfür Hackathons (Wortschöpfung aus Hacken, “eine einfallsreiche Experimentierfreudigkeit”, und Marathon) organisiert. Ein Konzept, das sich auch als produktives Mittel in der Stadtteilarbeit anwenden lässt, und zwar in Form eines Pen & Paper-Hackathons. Diesmal allerdings virtuell, denn was normalerweise auf DinA2-Blättern passiert, findet nun auf einem Miroboard statt – eine virtuelle, unendliche Leinwand. Und die Teilnehmer*innen? Die kennen sich nicht.

Im Fokus des Dezember-Workshops im Rahmen der UTOPOLIS Online-Konferenz REMIXED stand das Thema “Vermüllung im Stadtteil”. Die Challenge lautete hier: Wie kann man gemeinsam mit den Anwohner*innen aktiv werden, um mehr Sauberkeit zu schaffen und dafür zu sensibilisieren. Und wie können hier künstlerische Aktivitäten einfließen. Innerhalb von drei Stunden werden beim Hackathon die folgenden Phasen durchlaufen:

Explore
Zunächst finden sich die Gruppen in Breakout Rooms zusammen, um sich kennenzulernen und mit gezielten Fragen zu erkunden, welche Erfahrungen und Wünsche zum Thema vorherrschen. Vermüllung ist ein komplexes Gebiet, daher ist es sinnvoll auch mal über den Tellerrand zu schauen. Zudem ist immer eine ganze Nachbarschaft betroffen- und die ist bekanntlich auch bunt gemischt.

Research
In der Research-Phase geht es darum sich in der Gruppe oder alleine mit bereits bestehenden Lösungen zu beschäftigen oder diese zu recherchieren. Ob aus dem Web oder aus anderen Quellen – jede*r kann positive Impulse notieren und diese anschließend vorstellen. So wird die Basis für die gemeinsame Idee angereichert, neue Sichtweisen eröffnet und Schwierigkeiten können diskutiert werden.

Create
Die Kreativ-Phase bildet den Endspurt: auf der Vorlage eines Creative Boards wird zusammen eine Lösungsstrategie, eine finale Idee formuliert. Hierbei soll u.a. der Nutzen für die Bevölkerung verdeutlicht, Herausforderungen genannt und überlegt werden, wie es um die Durchführbarkeit der Idee steht.

Die Ergebnisse der 12 Workshop-Teilnehmer*innen waren:
Ein Müllbarometer als Belohnungsprojekt, das die Mehrkosten, die durch illegal Müllablagerungen in einer Straße entstehen, transparent machen soll. Die Müllskulptur: Anwohner*innen bauen unter Anleitung von Künstler*innen eine Skulptur in der Nähe der vermüllten Stelle und starten eine offene Kampagne, die zu diversen Formaten einlädt, wie etwa einem Müll-Skulpturen-Wettbewerb, einer gläsernen Mülltonne, Müllpoetry oder einer Exkursion zur Stadtreinigung.

Auf den entstandenen Ideen kann aufgebaut werden, die ein oder andere kann sogar direkt umgesetzt werden. Das Ziel des Hackathons ist erreicht: Die Grundlage, nämlich die erste Auseinandersetzung mit dem Thema in einem interdisziplinären Kreis ist gebildet und für die Teilnehmer*innen ist es motivierend zu sehen, wie viele konkrete Entwürfe in kurzer Zeit im Teamwork erarbeitet werden können.

In den vergangenen Monaten sind in der kulturellen Stadtteilarbeit neue digitale Formate und Hybridangebote entstanden. Sie vernetzen, lassen teilhaben, holen die Welt ins Quartier – und machen Spaß. Womit werden welche Menschen erreicht, wo sind Schnittstellen zum realen Leben und wo Grenzen?

Diesen und weiteren Fragen möchten wir uns auf der UTOPOLIS Online-Fachkonferenz „Soziokultur digital im Quartier – Neue Formate der Stadtteilarbeit“ widmen. Gemeinsam wollen wir uns auf neuen virtuellen Pfaden begegnen, diskutieren und hinterfragen, in Erfahrungsaustausch gehen, ausprobieren und voneinander lernen. Die Teilnehmenden sind eingeladen, selbst aktiv mitzugestalten und auf spielerische Weise neue digitale Möglichkeiten zu erleben. Weitere Informationen zu den Inhalten findet ihr HIER.

 

SAVE THE DATE

Donnerstag, 16.09.2021 & Freitag, 17.09.2021
online & kostenfrei
Programm und Anmeldung demnächst HIER