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05.10.2022

Konferenz, Rückblick Veranstaltung, Workshop und Aktionen

Wie gelingt Partizipation in der Stadtteilarbeit – ein Exkurs in die Stufen der Partizipation und deren Möglichkeiten

Von: LOTTE LANGER und LISA EGGERT

Auf der Utopolis-Jahreskonferenz im Internationalen Kulturzentrum ufaFabrik e.V. mit dem Thema „Soziokultur nachhaltig im Quartier. Werkzeuge für eine sozial-ökologische Transformation“ ging es in unserem Workshop „Gelingende Partizipation in der Stadtteilarbeit“ um die Frage, wie partizipative Bürger:innenbeteiligung gelingen kann, welchen Problemen und Hürden man begegnet und welche Schritte und Handlungen nötig sind, um einen erfolgreichen Prozess zu gestalten.

Durch den Austausch mit den Teilnehmer:innen unseres Workshops haben sich als Herausforderungen in der Gestaltung von Beteiligungen die folgenden Punkte herauskristallisiert:

  1. Teilnehmer:innen für eine Beteiligung und vor allen Dingen für ein längerfristiges Engagement in einem Projekt zu finden.
  2. Sichtbarkeit für die eigene Arbeit und die Wichtigkeit von Soziokultur und Beteiligung der Nachbarschaften zu schaffen.
  3. Das richtige Setzen von Rahmenbedingungen für eine Beteiligung um die richtigen Erwartungen zu schaffen für die Teilnehmer:innen, aber auch für sich selbst als Projektorganisator:in.

Um den Herausforderungen der gewünschten sozial-ökologischen Transformation zu begegnen, brauchen wir Werkzeuge, welche vor allem unser gemeinsames Miteinander stärken und uns darin unterstützen, eine zukunftsfähige und resiliente Vision unserer Gesellschaft zu verfolgen.

Wir vom Institut für Partizipatives Gestalten entwickeln solche Werkzeuge in Form von Formaten, Methoden und Räumen, um mit Akteur:innen aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft nachhaltige und sinnvolle Lösungen zu erarbeiten. Wir konstruieren Zukunftsstrukturen und Arbeitsweisen, gestalten bewusst Räume, um Begegnungen zu ermöglichen, und dies alles kokreativ und partizipativ.

Im Workshop der Utopolis Konferenz „Gelingende Partizipation in der Stadtteilarbeit“ teilten wir unser Verständnis von Partizipation mit den Workshop-Teilnehmer:innen. In unseren Augen erfolgt Partizipation in drei Stufen:

  • Informativ – die Beteiligten werden vor allen Dingen informiert und in Stand gesetzt bezüglich des Ist-Zustandes und wohin es gehen soll
  • Deliberativ – es findet ein Dialog und Austausch zwischen den Partizipateur:innen [1] statt, Empfehlungen können eingebracht werden
  • Kokreativ – Gemeinsam und auf gleicher Augenhöhe wird der Prozess und die Vision miteinander gestaltet

Damit Partizipation gelingt, sollten einige Zukunftsstrukturen und Vorstellungen in dem Prozess entwickelt und verfolgt werden.
Was sind Zukunftsstrukturen und wie entwickeln, trainieren und etablieren wir diese?

Wandel der Kultur
Die Menschen und eine Kultur des Miteinanders stehen beim Gestalten eines zukunftsfähigen Gemeinwesens im Zentrum: eine kokreative, kooperative Haltung, Augenhöhe, Transparenz und Prozessorientierung.
—> Im Projekt wird eine transparente, inklusive, produktive und kreative Kultur des Miteinanders etabliert, und darüber hinaus. Es werden Fähigkeiten zum Community Organizing, für offene Kommunikations- und Handlungsformen und eine produktive gemeinschaftliche Atmosphäre aufgebaut.

Raum - Strukturen
Räume und Orte prägen, wie wir arbeiten, uns begegnen und miteinander umgehen. Daher brauchen wir gute Räume, die uns zusammenbringen: Innenräume, Außenräume, konzeptionelle und virtuelle Welten
—> Es werden kommunale Räume für Kokreation und deren Ausstattung gestaltet: Stadtwerkstätten, Labs, Inkubatoren, Pop-Ups u.v.m. Virtuelle Räume der Zusammenarbeit werden geschaffen und Kompetenzen in Hosting, Kokreation und Facilitation von Design-, Planungs- und Projektarbeit entwickelt.

Prozess - Strukturen
Wie wir Dinge tun, bestimmt, was uns möglich ist. Wenn wir Verfahren, Formate und Methoden entwickeln, haben wir immer den bestmöglichen Prozess für das beste Ergebnis vor Augen. Damit wir im Flow und produktiv sind!
—> Deshalb werden passgenaue Verfahren und Formate entwickelt. Der gesamte Prozess und seine Dynamik wird von der ersten Konzeption bis zur Verstetigung der Ergebnisse berücksichtigt. Es werden Prozessverständnis und Kompetenzen zur Prozessbegleitung geschult und der methodische Werkzeugkoffer wird allen lokalen Akteur:innen vermittelt.

Governance - Strukturen
Welche Regeln geben wir uns? Wie entscheiden wir? Wie funktionieren unsere Institutionen und die Schnittstellen zwischen ihnen? Schlechte Governance kann vieles verhindern, gute dagegen vieles ermöglichen! 
—> Organisationen, Institution, Satzungen, Geschäftsordnungen und Verfahrensregeln werden entwickelt und transformiert, in dem ihre Codes neu geschrieben werden.  Vermittlung von Kompetenzen in Organisationsentwicklung, Abstimmungs- und Entscheidungsmodellen und Training des Gestaltens von Regeln, Abläufen und Schnittstellen für die Projektarbeit sind hier verankert.

Der Workshop: Gelingende Partizipation in der Stadtteilarbeit

Nach einem Input zum Verständnis von Partizipation, einer Einführung und Darstellung wie ein Prozessaufbau gestaltet wird, blickten wir nochmals ausführlicher auf die benötigten Bausteine und Qualitäten.

In Kleingruppen konnten sich die Teilnehmer:innen einem Beispiel widmen und einen eigenen Projektplan entwickeln. Über den Austausch der Erfahrungen aus dem eigenen Arbeitsalltag und in Kombination mit den vorgestellten Möglichkeiten zur Gestaltung von Prozessen, entstanden vier unterschiedliche Prozessideen zur partizipativen Gestaltung eines Platzes, Umbenennung eines Stadtteilzentrums, Programmierung eines neuen Nachbarschaftsformates und zur Ermittlung von Angsträumen und Maßnahmen, diese zu bekämpfen. Dafür entwickelten alle Gruppen zunächst einen Baustein zur Aktivierung der Teilnehmer:innen und planten hierfür beispielsweise Social Media Aktionen, Postwurfsendungen oder auch schon erste, einfache und unverbindliche Aktionen auf dem neu zu gestaltenden Platz.

Im weiteren Verlauf ging es dann darum die Teilnehmer:innen einzubinden und gute Fragestellungen zu entwickeln. Die Gruppe, die zu Angsträumen arbeitete, plante ein gemeinsames Mapping und bei der Neugestaltung des Platzes wurde zu nachbarschaftlichen Bauaktionen eingeladen. Am Ende aller Projektpläne stand ein gemeinsamer Abschluss in Form einer Präsentation, einer Abstimmung des neuen Namens oder das gemeinsame Weiterdenken von nächsten Schritten.

Es war begeisternd mit einer Gruppe zu arbeiten, welche teilweise ähnliche Ansätze der Partizipation verfolgt und mit dem Workshop ein Ort geschaffen wurde, um diese Ansätze noch mehr mit Expertise aus realen Beispielen zu unterfüttern und Erfahrungen auszutauschen, welche die Teilnehmer:innen nun in ihre eigenen Projekte integrieren können.

[1] Partizipateur:innen ist ein von Jascha Rohr entwickelter Begriff, unter welchem alle Akteur:innen verstanden werden, welche an dem Prozess beteiligt sind.

Autor*innen

  LOTTE LANGER Prozessbegleiterin Institut für Partizipatives Gestalten
  LISA EGGERT Prozessbegleiterin Institut für Partizipatives Gestalten

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