Was fehlt im Kiez? Was sind Bedürfnisse und schlummernde Fähigkeiten von Anwohner*innen? Und wie können daraus Real-Life-Netzwerke entstehen? Das Labor stellte die Interventionen vor und leitet aus diesen Beispielen Module und Möglichkeiten für Konzepte im Stadtraum an.
Nach einem Input zu verschiedenen Stadtraumperformances der Frl. Wunder AG gab es eine erste individuelle Arbeitsphase. Die Teilnehmenden skizzierten ihre persönlichen Erinnerungs-Karten von einem interessanten Ort. Sie schrieben Listen zu vorgefundenen und überraschenden Themen und Handlungen, dachten über utopische Veränderungen und Zielgruppen nach.
Anschließend trafen wir uns im Freien wieder. Wir stellten eine Karte der Orte, über die die Teilnehmenden nachgedacht hatten und erreichten eine Ost-West Achse von Süd-Brandenburg bis Mülheim a. R. und eine Nord-Südachse von Hamburg bis Konstanz. Weitere Aufstellungen folgten als Verlauf zwischen den Polen: „ein Projekt für eine sehr klare und spezifische Zielgruppe“ – „ein Projekt für alle“, zwischen: „Ich habe ein Thema, das ich setzen möchte“ – „Ich bin offen für viele Themen“, und : Ich habe eine große Utopie“ – „Ich kenne die kleinen Spielräume des Möglichen“. Schließlich stellten diejenigen, die bereit waren ihren Ort und ihr Thema für eine Gruppenarbeit zu setzen, ihre ersten Koordinaten vor, so entstanden vier Arbeitsgruppen. Aus diesen Arbeitsgruppen wurden nach einer Pause und einer halbstündigen Arbeitsphase erste Zwischenergebnisse präsentiert:
Die erste Gruppe hatte es sich zur Aufgabe gemacht ein seit vielen Jahren stockenden Bürgerbeteiligungsprozess für ein Gelände in Braunschweig mit einer „Antibeteilungs-Aktion“ zu unterbrechen. Eine erste Idee war auf dem Gelände ein Team aus bildenden Künstlern zu situieren, die an einer „Antibeteiligungs-Skulptur“ arbeiten. Ziel dieser „Aufbau“ - Intervention ist, nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern die Aktivierung der Gelände-Nutzer*innen: selbst in Kontakt zu gehen, nachzufragen was hier geschieht und im Gespräch ihre eigene Haltung und Hoffnungen für das Gelände preiszugeben.
Einen Bahnhof mit dem Thema private Kommunikation zu verknüpfen, war der Wunsch der zweiten Gruppe. Orte der Entschleunigung und Anlässe zum Verweilen zu geben war als ein Gegenimpuls zu der vorherrschenden Atmosphäre von Transit und Hektik entstanden. Konkret wurde über leicht auf- und abbaubare Stationen nachgedacht, an denen zusammen gekocht, gespielt oder auch repariert werden kann. Eine weitere Idee war ein flashmobartiges „Begrüßungskomitee“, das unverhofft auftritt und wieder verschwindet und das von den Akteur*innen an eine nächste Gruppe weitergegeben wird.
Den öffentlichen Raum rund um eine Neubau-Siedlung hatte die dritte Gruppe im Visier. Ihr Ziel war es, eine Situation zu schaffen, aus der Menschen der Nachbarschaft beglückt nach Hause gehen können. Die Ideen reichten von einem roten Sofa auf einem Platz, wo es Kaffee und Fußmassage gibt bis zu einem Ritterturnier für Kinder. Diskutiert wurde an diesem Beispiel inwiefern es sinnvoll ist, Projekte über Potentiale und Defizite zu denken, aber auch, wie man einen Raum gleichzeitig offen für Ideen von Vielen halten kann und dennoch zu einer attraktiven Setzung kommt, die anziehend wirkt.
Die vierte Gruppe hatte ihren Ausgangspunkt anders gewählt: Wer stellt in einem Quartier überhaupt die Frage „was es hier noch braucht“? und war zu einer Zielgruppe von drei verschiedenen Transformations-Akteur*innen gekommen: 1.„die Thekengruppe – Personen die sich abends treffen und feststellen, dass zu wenig stattfindet, 2. Absolvent*innen der Sozialen Arbeit und der Künste, die ein Abschlussprojekt planen und durchführen wollen, 3. Musiker*innen, die sich zeigen wollen aber keine Plattform haben. Über die Ausstattung dieser Akteur*innen mit einem Raum und einem organisatorischen Gerüst das Regelmäßigkeit ermöglicht, können unterschiedliche Formate entstehen und Projekte wachsen, die so nachhaltig wirken, dass daraus sogar feste institutionelle Orte entstehen können – so die These.