In Trier wurde von unserem dortigen Projekt KreaPolis ein gemütlicher, leuchtender Kunstraum geschaffen. Zahlreiche Kooperationen mit Stadtteilläden, Vereinen, Initiativen oder Schulen haben sich an dem Projekt beteiligt. So konnten große Teile der Anwohner*innen erreicht werden und eine Gemeinschaftsinstallation entstehen. Ziel war die Bewerbung zur Illuminale Trier.
Mit Stoff, Holz, Draht, Transparentpapier und LED-Leuchten- und –technik wurden Leuchtobjekte, Drahtgestalten, Blumen, Tiere, ein reichhaltiges Aquarium, leuchtende Kreativ-Trennungen und vieles mehr erarbeitet. Der so entstandene leuchtende Kunstraum lud mit Wärme und einem Schaukelstuhl zum Verweilen ein und stieß auf große Aufmerksamkeit und positives Echo. Die Installation wurden einige Monate später zur großen Umgestaltung des Hans-Eiden-Platzes erneut ins Leben gerufen.
Unter dem Motto „back to nature“ hat unser Berliner Projekt XB-Lab – Kultur in Kreuzberg von der Gesellschaft für Humanistische Fotografie eine Workshop-Woche durchgeführt, in der das Nachdenken über Natur, Upcycling und Fotografie miteinander verbunden wurden.
In Kooperation mit ansässigen Vereinen konnten Jugendliche aus dem Quartier eine Woche lang unterschiedliche Angebote wahrnehmen, experimentieren und kreativ werden. Es wurden aus Chips-Dosen eigene Fotokameras gebaut, die Natur im Viertel erkundet, fotografisch festgehalten und schließlich die Fotos selbst in der Dunkelkammer entwickelt. Andere spannende Aktionen waren das Herstellen von Seedbombs oder ein Natur-Bingo.
Die Workshop-Woche brachte Jugendliche aus der unmittelbaren Umgebung zusammen, die oft auf engem Wohnraum leben und gern alternative Raum- und Freizeitangebote in Anspruch nehmen. Die Aktion fand im anliegenden Böcklerpark statt und lockte spontan auch andere Jugendliche aus dem Bezirk an, so dass ein interkultureller Austausch und spontane gemeinsame Aktivitäten, wie ein gemeinsames Beatboxen oder eine Gigantografie-Aktion entstanden.
Die Workshopwoche sorgte für Sichtbarkeit und Bekannt(er)machung im Bezirk und bot den Jugendlichen ein Lernen, Zusammenkommen und sich Ausprobieren in einem entspannten und kreativen Rahmen.
Mit einem Meer aus 300 Blumen hat unser Projekt KreaPolis von Transcultur e.V. ein Zeichen für das Viertel Trier-Nord gesetzt. Die partizipative Aktion wurde in Kooperation mit mehreren lokalen Einrichtungen durchgeführt.
Kinder, Erwerbslose, Menschen unterschiedlicher Herkunft, mit und ohne Behinderung haben sich am Projekt beteiligt und aus Holz und Steinpapier eigene Blumenkreationen gestaltet. Es wurde gesägt, geschmirgelt, gemalt, gefaltet und schließlich zusammengetragen. Ein Gemeinschaftsprojekt mit direkt sichtbarer Wirkung ist entstanden: Die Blumen verschönerten für einige Tage einen zentralen Platz im Viertel. Sie werden zu besonderen Anlässen regelmäßig wieder neu angebracht und setzen ein Zeichen für Gemeinschaftlichkeit und Aufwertung des Bezirks.
KreaPolis steht für Veränderung durch Kreativität. Das Projekt hat ein breites Angebot an Aktionen und Workshops, bei denen die eigene Kreativität angeregt, aktiviert, oder gar neu entdeckt wird. Unterschiedliche Materialien, Anlässe und Angebotsformen bieten jede*m Stadtteilbewohner*in eine passende Aktivität an. Dabei spielen Kooperationen und Inklusion für KreaPolis eine wichtige Rolle.
Die zweite Ausgabe 2021 der SOZIOkultur widmet sich dem Thema Kommunale Kulturpolitik und der Frage, wie und wo sich soziokulturelle Akteure in kommunalen Netzwerken einbringen können.
In diesem Kontext stellt sich unser Kasseler Projekt Hier im Quartier des Schlachthofs Kassel vor. In Kooperation mit dem städtischen Umwelt- und Gartenamt erarbeitete das Projekt ein ideenreiches Konzept zur Teilhabe an der Gestaltung von öffentlichen Freiflächen. Die Anwohner*innen konnten sich durch einen spielerischen Stadtplan direkt einbringen und ihre Ideen und Vorschläge einreichen.
Für die Umsetzung und beim Erreichen der Anwohner*innen spielte das Netzwerk in der Stadt eine große Rolle. Durch Kooperationen und gute Vernetzung in den Stadtteilen konnten viele Kassler*innen für eine Beteiligung an der Aktion gewonnen werden. Und die Umsetzung wurde mithilfe eines Zeichenworkshops zum kreativen Event.
Die Auswertung der Ergebnisse liefert nun dem soziokulturellen Projekt Hier im Quartier neue Handlungsansätze zur (Um-)Gestaltung der öffentlichen Freiflächen: zahlreiche partizipative Kunst- und Kulturaktionen sorgen nun für lebendigen Austausch, Wiederbelebung und Aufwertung.
Den ausführlichen Artikel und die komplette Ausgabe findet ihr hier
UTOPOLIS steht im Fokus eines Blockseminars im Rahmen des Masters Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Das Thema des Seminars lautet „Soziale Arbeit und Kulturarbeit im Kontext von Gemeinwesenarbeit“, worin Programme und Konzepte von Kulturförderung im städtischen und ländlichen Raum genauer betrachtet werden.
Vor dem Hintergrund der Schnittstellen von Kunst, Kulturpädagogik und Sozialarbeit wird ein aktueller Zwischenstand der Programmumsetzung von UTOPOLIS vorgestellt.
Das Förderprogramm UTOPOLIS und die Evangelischen Hochschule Ludwigsburg verbinden mittlerweile eine bereits mehrjährige gute Zusammenarbeit. Zuletzt war Prof.in Bettina Heinrich Podiumsgast bei der UTOPOLIS-Konferenz im Herbst 2019 zum Thema Kooperation & Vernetzung.
Im Rahmen der Aktion “Wir.Schreiben.Geschichte” entwickelte unser Nürnberger Projekt #LNGWSSR in Kooperation mit dem Staatstheater Nürnberg einen Audiowalk der besonderen Art. Inspiriert wurde er durch die Erfahrungsberichte angekommener oder heimgekehrter Anwohner*innen und einen Text des rumäniendeutschen Schriftstellers Thomas Perle.
Der Rundgang startet am Streetartkunstwerk „Weltempfänger“. Dieses partizipativ entstandene Kunstwerk setzt sich mit dem Heimatbegriff auseinander, indem es die unterschiedlichen Assoziationen der Stadtteilbewohner*innen abbildet. Der denkbar beste Ausgangspunkt für den Audiowalk, der von dort quer durch den Bezirk führt. Die Teilnehmenden hören dabei die Geschichte einer rumäniendeutschen Heimkehrerfamilie. Reale Ereignisse und fiktive Elemente vermischen sich, Langwasser wird zur Kulisse. Für Anwohner*innen des Bezirks ist die Teilnahme nicht nur kostenlos, sondern besonders spannend: ihre Straßen werden zum Schauplatz der Ereignisse, die Nachbarschaft zu Statist*innen. Sie lernen viel über die Historie ihres Bezirks, über die Menschen die dort leben und werden somit selbst Teil dieser ergreifenden Aktion.
Im Rahmen der Frühjahrsakademie des Forums Seniorenarbeit bot das von UTOPOLIS geförderte Projekt Die Wüste lebt! der Färberei Wuppertal einen gemeinsamen Workshop mit dem Kompetenzzentrum kubia an.
Die Plattform kubia stärkt kulturelle Bildung im Alter und Inklusion in Nordrhein-Westfalen. Sie bietet Programme für inklusive Kulturarbeit, Kulturgeagogik, fördert den Generationendialog und die Kulturteilhabe älterer Migrantinnen und Migranten. Imke Nagel ist Bildungsreferentin und Kulturpädagogin bei kubia und hat anlässlich der Frühjahrsakademie einen Artikel veröffentlicht, der die Arbeit von Die Wüste lebt! schön in den Blick nimmt und verdeutlicht wie wertvoll Kunst und Kultur für Begegnung, Austausch und Lebendigkeit im Quartier ist.
Die migrationsbedingte Vielfalt in den europäischen Städten ist eine Realität, jedoch ist diese im Kultursektor in den meisten Städten bis dato noch nicht anerkannt. Künstlerische Produktionen, die bisher zumeist unter “Interkulturalität” zusammengefasst sind und sich oftmals mit Themen rund um Sprache, Identität oder Migration befassen, werden bisher nicht als Teil des regulären Kulturbetriebs wahrgenommen, sondern als Parallel- oder Migrationsprogramme. Die Trennung zwischen Migration und Kunst/Kultur ist eine künstliche Trennung. Öffentlich finanzierte Kulturinstitutionen – soziokulturelle wie große Hochdotierte – werden sich zunehmend mit der Frage auseinandersetzen müssen, was sie als Orte der sozialen Reflexion in Migrationsgesellschaften erreichen können und sollen. Welche Verantwortung sie für die Gesellschaft und die Bevölkerung tragen. Die wesentliche Frage, die auch die konzeptionelle Grundlage der Brunnenpassage in Wien ist, lautet: Wie können wir (institutionalisierte) Kunstpraktiken etablieren, die für die gesamte Bevölkerung relevant sind und damit langfristig ein kollektives Zusammenleben abseits von Herkunft und sozialer Klasse ermöglichen?
Der ArtSocialSpace Brunnenpassage in Wien ist seit 2007 Labor transkultureller Kunst. In der ehemaligen Markthalle am Wiener Brunnenmarkt finden jährlich über 400 Veranstaltungen statt. Das transdisziplinäre Programm reicht von Theater und Tanz über Musikformate bis hin zu Ausstellungen und Film. Die Produktionen der Brunnenpassage nehmen die Gesellschaft in ihrer gesamten Vielheit zum Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens. Die Kunstproduktionen entstehen in Ko-Kreation zwischen professionellen Künstler*innen und Menschen aus der Zivilgesellschaft, sie fördern Begegnung auf Augenhöhe. Das Bekenntnis zu Diversität auf allen Produktionsebenen ist grundlegend. Ziel ist künstlerisch transkulturell, transdisziplinär, mehrsprachig, multi-perspektivisch und intergenerational zu agieren. Künstlerische Qualität und gesellschaftspolitische Ziele werden verbunden, um neue kollektive Räume für ein heterogenes Publikum zu schaffen und neue ästhetische Erfahrungen zu ermöglichen.
Die Brunnenpassage beschäftigt sich konzeptuell mit der Frage, wie Kunst für möglichst breite Teile der Bevölkerung interessant sein kann, und begreift Kunstprozesse als Tool für sozialen Wandel. Die Brunnenpassage ist ein lernender Raum, Reflexion und Wissenstransfer sind Teil der alltäglichen Praxis, um die gewonnen Erkenntnisse anderen Akteur*innen zur Verfügung zu stellen. Mehrjährige Kooperationen mit etablierten Kulturinstitutionen der Wiener Innenstadt sind Teil des künstlerischen Kernkonzepts. Oft profitieren die sogenannten Kulturtanker von der transkulturellen Kompetenz und urbanen Verankerung der Brunnenpassage – umgekehrt werden in der Zusammenarbeit neue Räume und Bühnen in der Innenstadt erschlossen.
Mehr über die ArtSocialSpace Brunnenpassage ist zu finden unter:
https://www.brunnenpassage.at/home/
Zwei – im wahrsten Sinne des Wortes ‚spannende’ – Themen stehen hier im Mittelpunkt: zum einen ‚die Kunst’ und ‚die Sozialwissenschaften’, zum anderen ‚die Kunst/Soziokultur’ und ‚die Soziale Arbeit’. Um Möglichkeiten der Kooperation, d.h. eines gewollten ‚Miteinanders’ auszuleuchten, ist es sinnvoll zu schauen, was die unterschiedlichen Handlungsfelder grundsätzlich verbindet und was sie trennt.
Fangen wir mit dem Verbindenden an und dem Spannungsfeld ‚Soziokultur’ als Vertreterin der ‚Kunst’ und der Sozialen Arbeit als sozialwissenschaftliche Profession. Beide, die Soziokultur und die Soziale Arbeit, haben qua eigenem Professionsverständnis einen klaren sozialen, im Sinne von gesellschaftlichen Auftrag. Es war die Soziokultur, die ‚das Soziale’ – über die praktische Umsetzung der Idee ‚Kultur für Alle’ – in ‚die Kunst’ und den Kulturbetrieb gebracht hat; ‚das Soziale’ ist quasi genetisch in die Soziokultur eingeschrieben. Dem gegenüber steht die Soziale Arbeit, die – auch wenn es selten wahrgenommen wird – nicht nur soziale Probleme löst, sondern Gesellschaft gestaltet und sich als Promotorin des sozialen Wandels versteht. Soziokultur und Soziale Arbeit verbinden darüber hinaus gleiche Handlungsprämissen. Grundlage sozialarbeiterischen Handelns ist der, in der Soziokultur selbstverständliche, erweiterte Kulturbegriff, verbunden mit der uneingeschränkten Anerkennung des Rechts auf gesellschaftliche und damit kulturelle Teilhabe. Das Grundprinzip gesellschaftlicher Lebensrealität, die Diversität ist in beiden Arbeitsfeldern ebenso selbstverständlich verankert wie die Handlungsprämissen der Lebenswelt-, Sozialraum- und Gemeinwesenorientierung.
Der grundsätzliche Antagonismus zwischen ‚Kunst’ und ‚Sozialem’ kann auch vor dem Hintergrund verschiedener politischer Programmatiken nicht aufrechterhalten werden. Kunst, Kultur, Kulturelle Bildung positionieren und legitimieren sich und ihr Handeln in erster Linie gesellschafts- und sozialpolitisch. Kunst wollte und will sich – im Moment vielleicht mehr denn je – gesellschaftlich einmischen. Nur ein Beispiel: Ralph Rugoff, der Kurator der diesjährigen Biennale in Venedig betont, dass es ihm bei der Ausstellung in erster Linie um „die soziale Funktion von Kunst“ gehe (https://universes.art/de/biennale-venedig/2019/ – 28.10.19). Ferner werden fast alle, in den letzten Jahren aufgelegten Förderprogramme im Kulturbereich sozialpolitisch begründet. „Kultur macht stark“, das größte Förderprogramm für Kulturelle Bildung adressiert Kinder und Jugendliche, „die eingeschränkten Zugang zu Bildung haben“ (https://www.buendnisse-fuer-bildung.de/de/inhalt-und-ziele-1715.html – 28.10.19). Auch bei UTOPOLIS steht über die Anbindung an das Bundesprogramm „Soziale Stadt“ der sozialpolitische Mehrwert im Vordergrund.
Natürlich wäre es zu kurz gegriffen, nur das Verbindende zwischen Kunst/Soziokultur und Sozialer Arbeit/Sozialwissenschaften zu betrachten. Kunst/Soziokultur und Soziale Arbeit unterscheiden sich im Hinblick auf methodischen Annäherungen einerseits und das professionelle Selbstverständnis, den professionellen Habitus andererseits. Kunst gibt den Raum, um Kommunikation spielerisch zu erforschen, ist nicht lösungsorientiert, sondern forschend, fragend, verwirrend, eigensinnig. Soziale Arbeit ist eher zielgerichtet, lösungsorientiert und unterliegt häufig gesetzlichen Rahmungen. Deutlich wird gleichwohl, wie skizziert, dass auch Kunst, Kultur, Soziokultur ‚Lösungen’ zu gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen beisteuern wollen und sollen.
Jenseits aller verbindenden und trennenden Aspekte zwischen ‚Kunst/Soziokultur’ und ‚Sozialer Arbeit/Sozialwissenschaften’ geht es bei der Kooperation um die Frage, wie ein konstruktives und produktives Miteinander gelingen kann, vor allem bei Akteuren und Akteurinnen, die aus unterschiedlichen professionellen und disziplinären Welten kommen und die sich zum Beispiel im Hinblick auf die Organisationsphilosophie, die Sektorenzugehörigkeit (Staat, Markt, Zivilgesellschaft), die Arbeits-, Organisationsstrukturen, die Arbeitszeiten und -bedingungen (frei, angestellt). Unabhängig vom ‚Ausmaß’ der Unterschiedlichkeit der beteiligten Einrichtungen/Organisationen/ Unternehmen und Akteur*innen gibt es Gelingensbedingungen, die für alle multiprofessionellen und multidisziplinären Kooperationen gelten. Um nur wenige zu nennen: Die Ziele der Kooperation müssen gemeinsam definiert werden; alle beteiligten Akteurinnen und Akteure sind gleichwertig, stellen Ressourcen zur Verfügung, aber ihre unterschiedlichen institutionellen Rahmenbedingungen werden berücksichtigt; die Konzeption wird gemeinsam entwickelt, dabei ist der Austausch über professionsspezifische Ziele, Logiken sowie Verständnisse gemeinsamer Begriffe wichtig; unterschiedliche Aufgaben und Verantwortungen werden abgesprochen ebenso wie die Wege und Formen der Kommunikation und des Austauschs; und last but not least – die Leitungsebene sollte hinter dem Ganzen stehen. Die Gelingensbedingungen klingen einfach, einleuchtend und logisch. Gleichwohl ist Kooperation kein Selbstläufer; die größte Herausforderung mag sein, in dem o.g. multiprofessionellen und -disziplinären Setting eine kooperative (Grund-)Haltung zu entwickeln. Unabdingbar hierfür ist die Fähigkeit zum Perspektivwechsel der Beteiligten, den ‚anderen Blick’ auf das gemeinsame Tun ‚zu sehen’ und zu verstehen. Letztendlich geht es um die Aufrechterhaltung professionsspezifischer Differenz bei gleichzeitiger, kontinuierlicher Integration anderer Perspektiven und Wissensbestände.
Dieser Beitrag ist eine von André Koch-Engelmann gekürzte Version eines längeren Artikels, der von Dr. Reinhard Lang und Ellen Sturm vom UPJ Netzwerk verfasst wurde.
Die gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart können nicht mehr mit den einseitigen Rezepten der Vergangenheit gemeistert werden. Wir brauchen neue, grenzüberschreitende Wege des gesellschaftlichen Engagements im freiwilligen Zusammenspiel von Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen, Initiativen der Bürgergesellschaft und der öffentlichen Hand. Nur gemeinsam können wir eine zukunftsfähige Gesellschaft gestalten.
Diese Überzeugung wird umso aktueller angesichts der Entwicklungen, die Wirtschaft, Gesellschaft und Staat gleichermaßen berühren: Klimawandel, demografische Entwicklung, sozialer Zusammenhalt, aber auch unmittelbar vor Ort greifende Themen wie Bildung, Fachkräftemangel und soziale Kompetenz, Familienfreundlichkeit, Toleranz, Integration, bedarfsbezogene soziale und kulturelle Infrastruktur, Gesundheit, Engagement und Eigeninitiative sowie eine intakte Umwelt können von keinem dieser Akteure allein bearbeitet werden. Anders gesagt: Eine Kultur gesellschaftlicher Kooperation und die Bereitschaft zur sektorenübergreifenden Zusammenarbeit sind wichtige Zukunftsressourcen.
In diesem Kontext gewinnen neue soziale Kooperationen zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen, engagierten Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung eine weitreichendere Bedeutung. Hier wird Schritt für Schritt eine neue Balance im Zusammenspiel von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft entwickelt und im Sinne eines übergreifenden gemeinsamen Interesses am Gemeinwohl erprobt. Jedes Kooperationsprojekt – wenn es über die traditionelle Spenden- und Sponsoring-Praxis hinausgeht – trägt den Keim einer neuen Problemlösung in sich und vermittelt im Alltag verankerte praktische Erfahrungen der beteiligten Partner mit dieser neuen „Verantwortungsteilung“ und den dazugehörigen sozialen und kulturellen Praktiken.
Damit gibt es für gemeinnützige Organisationen eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten, um Unternehmen in Projekte einzubinden, die weit über den typischen Rahmen hinausgehen. Sie sind die Experten im Gemeinwesen für Bildung, Soziales, Jugendarbeit, Sport, Kultur, Ehrenamt und Umwelt. Ihre Einrichtungen, Dienstleistungen, Projekte und Initiativen bilden die soziale und kulturelle Infrastruktur, in denen das „Soziale Kapital“ entsteht, das die Gesellschaft zusammenhält.
Das Ziel wirksamer Unternehmenskooperationen muss für gemeinnützige Organisationen sein, im Rahmen des eigenen fachlichen Angebots an einer Lösung solcher Probleme zusammenzuarbeiten, die den anvisierten Kooperationspartnern ebenso unter den Nägeln brennen und zu denen gerade diese Unternehmen mit ihren speziellen Ressourcen, Kompetenzen und Sichtweisen einen sinnvollen Beitrag leisten können, so dass für alle Beteiligten – das Unternehmen, die Organisation, ihre Adressaten und das Gemeinwesen insgesamt – am Ende tatsächlich ein konkreter Mehrwert generiert wird.