Ein Stadtteil, viele Bewohner*innen, individuelle Probleme und wenig Zeit. Geht es um Herausforderungen, die alle angehen braucht es Methoden, die schnell erste Lösungsansätze liefern, koordinierten Austausch ermöglichen und Raum für Kreativität bieten.
In der Welt der Software-Entwickler*innen werden hierfür Hackathons (Wortschöpfung aus Hacken, “eine einfallsreiche Experimentierfreudigkeit”, und Marathon) organisiert. Ein Konzept, das sich auch als produktives Mittel in der Stadtteilarbeit anwenden lässt, und zwar in Form eines Pen & Paper-Hackathons. Diesmal allerdings virtuell, denn was normalerweise auf DinA2-Blättern passiert, findet nun auf einem Miroboard statt - eine virtuelle, unendliche Leinwand. Und die Teilnehmer*innen? Die kennen sich nicht.
Im Fokus des Dezember-Workshops im Rahmen der UTOPOLIS Online-Konferenz REMIXED stand das Thema “Vermüllung im Stadtteil”. Die Challenge lautete hier: Wie kann man gemeinsam mit den Anwohner*innen aktiv werden, um mehr Sauberkeit zu schaffen und dafür zu sensibilisieren. Und wie können hier künstlerische Aktivitäten einfließen. Innerhalb von drei Stunden werden beim Hackathon die folgenden Phasen durchlaufen:
Explore
Zunächst finden sich die Gruppen in Breakout Rooms zusammen, um sich kennenzulernen und mit gezielten Fragen zu erkunden, welche Erfahrungen und Wünsche zum Thema vorherrschen. Vermüllung ist ein komplexes Gebiet, daher ist es sinnvoll auch mal über den Tellerrand zu schauen. Zudem ist immer eine ganze Nachbarschaft betroffen- und die ist bekanntlich auch bunt gemischt.
Research
In der Research-Phase geht es darum sich in der Gruppe oder alleine mit bereits bestehenden Lösungen zu beschäftigen oder diese zu recherchieren. Ob aus dem Web oder aus anderen Quellen – jede*r kann positive Impulse notieren und diese anschließend vorstellen. So wird die Basis für die gemeinsame Idee angereichert, neue Sichtweisen eröffnet und Schwierigkeiten können diskutiert werden.
Create
Die Kreativ-Phase bildet den Endspurt: auf der Vorlage eines Creative Boards wird zusammen eine Lösungsstrategie, eine finale Idee formuliert. Hierbei soll u.a. der Nutzen für die Bevölkerung verdeutlicht, Herausforderungen genannt und überlegt werden, wie es um die Durchführbarkeit der Idee steht.
Die Ergebnisse der 12 Workshop-Teilnehmer*innen waren:
Ein Müllbarometer als Belohnungsprojekt, das die Mehrkosten, die durch illegal Müllablagerungen in einer Straße entstehen, transparent machen soll. Die Müllskulptur: Anwohner*innen bauen unter Anleitung von Künstler*innen eine Skulptur in der Nähe der vermüllten Stelle und starten eine offene Kampagne, die zu diversen Formaten einlädt, wie etwa einem Müll-Skulpturen-Wettbewerb, einer gläsernen Mülltonne, Müllpoetry oder einer Exkursion zur Stadtreinigung.
Auf den entstandenen Ideen kann aufgebaut werden, die ein oder andere kann sogar direkt umgesetzt werden. Das Ziel des Hackathons ist erreicht: Die Grundlage, nämlich die erste Auseinandersetzung mit dem Thema in einem interdisziplinären Kreis ist gebildet und für die Teilnehmer*innen ist es motivierend zu sehen, wie viele konkrete Entwürfe in kurzer Zeit im Teamwork erarbeitet werden können.