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Ende Februar verabschiedeten wir unser Modellprojekt „Europa Zentral – Leben im Liegnitzquartier“ aus der UTOPOLIS-Familie. Über vier Jahre lang hat der Kultur vor Ort e.V. im Stadtteil Gröpelingen Geschichten gesammelt und erzählt, mit Tönen und Texten Gedanken zum Leben im Liegnitzquartier geteilt, gemeinsam gefeiert und diskutiert – immer mit der Frage im Hintergrund: Wer lebt hier? Wie wollen wir zusammenleben? Und was möchten wir wie gestalten? Zum Projektabschluss ist ein Dokumentarfilm entstanden, der einen Einblick in das Quartier und die in dem Projekt entwickelten und umgesetzten Methoden gibt.

Erfreulicherweise können die Aktionen des Projekts weitergehen: Der Senat finanziert Kultur vor Ort e.V. einen neuen Kulturtreff mitsamt Miete und einer halben Personalstelle, die Pia Weber, die Projektleitung von „Europa Zentral“ übernehmen wird. In dem Projekt soll es um die Belange des Liegnitzquartiers und die Wünsche und Bedürfnisse der Anwohner*innen gehen. Der UTOPOLIS-Spirit bleibt also auch hier erhalten!

Wir freuen uns sehr, dass ein weiteres Modellprojekt verstetigt werden konnte und wünschen für den Neubeginn viel Erfolg!

Graue, beklebte oder verdreckte Stromkästen sind ein gewohnter Anblick im Stadtgebiet. 40 davon gibt es allein im Bremer Liegnitzquartier – doch die erstrahlen nun in neuem, bunten Glanz! Denn im Zeitraum von Mai bis September 2022 wurden Stromkästen an 12 Standorten im Quartier verschönert. Unser Projekt Europa Zentral hat dafür, in Kooperation mit lokalen Einrichtungen, die Nachbarschaft aufgerufen kreativ zu werden. Und so wurden bunte Blumen und Blätter, Tiere sowie viele weitere Motive gemalt und strahlen nun farbenfroh in den Stadtteil hinein. Mitgemacht haben nicht nur lokalansässige Künstler*innen und kreative Nachbar*innen sondern auch verschiedene Institutionen wie zum Beispiel das Mobile Atelier, Mädchen*zentren, Clubs, Initiativen und Läden.

Um diese gemeinschaftliche Aktion noch sichtbarer zu machen, findet am 7.10. eine öffentliche Führung statt. Unter dem Motto “Paint it! Stromkasten-Kunst im Liegnitzquartier” führen die beteiligten Künstler*innen alle Interessierten zu den frisch gefertigten Kunstwerken und erzählen von deren Entstehungsgeschichte. Parallel dazu wird eine virtuelle Karte entwickelt, die eine indivuelle Stadtviertel-Tour vorbei an den bunten Stromkästen ermöglicht.

Am 18. Juni wurde rund um den Liegnitzplatz das Mikro-Festival des Projekts Europa Zentral in vierter Auflage gefeiert. Die Freude sei nach zwei Jahren unter Pandemie-Bedingungen groß, „einfach mal wieder zusammen zu kommen und gemeinsam den Tag zu genießen“, so Organisatorin Valesca Fix von Kultur Vor Ort, die die Veranstaltung gemeinsam mit ihrer Kollegin Ralitza Remmers eröffnete.

Mit musikalischer Begleitung durch die Boyko-Band erobert anschließend die Kindertanzgruppe der deutsch-bulgarischen Gesellschaft Dunav den Liegnitzplatz und die Herzen der Zuschauer*innen. Handys werden gezückt und streamen die Performance zu Freund*innen und Verwandten in die Welt. Die zwölfköpfige Kindercombo – elf Mädchen und ein Junge – tanzt erst seit wenigen Monaten zusammen und probt dafür wöchentlich. Ihr größter Wunsch: „Wir möchten auch mal in anderen Städten wie Dortmund auftreten.“ Ihnen folgt die Frauentanzgruppe Magie, die sogar das Publikum zum Mittanzen der komplizierten Polyrhythmen bewegen kann.

Danach besteht Gelegenheit die Umgebung zu erkunden. In einer Jurte werden textile Dekorationsobjekte in grellen Farben geknüpft, im Mädchentreff Henna-Tattoos aufgetragen. Unter dem vielfältigen Gastroangebot – von Grill über Falafel und Matoke bis hin zu Bioprodukten der Sozialen Manufakturen und dem Nachbarschaftsbuffet – ist am Nachmittag der Eiswagen von Rubino besonders von den kleinen Gröpelinger*innen umlagert. Mittendrin Kontaktpolizist Marc Niemann, den die Kids lässig mit Ghetto-Faust begrüßen. Bereitwillig gibt er Auskunft zu Fragen wie „Herr Polizist, wie alt bist du?“

Bei sommerlichen Temperaturen ist das Areal rund um den Liegnitzplatz bereits am Nachmittag gut besucht. Anwohner*innen sitzen vor ihren Haustüren oder flanieren über den auffällig sauberen Spielplatz. Alter Baumbestand spendet Schatten. Die Wege sind so breit, dass Flohmarkt- und Essensstände sowie Passant*innen problemlos Platz finden. Der Durchgangsverkehr ist ausgesperrt. Entspannte Menschen, gutes Wetter, harmonisches Miteinander, internationale Atmosphäre. Ohne Frage. So besitzt das Liegnitzquartier enorme Aufenthaltsqualität.

Der Alltag sieht jedoch anders aus: Der Liegnitzplatz ist oft voller Müll, so dass schon Ratten gesichtet wurden. Kinder können und wollen dort nicht spielen. Bürgersteige und Radwege sind zugeparkt mit PKWs und Transportern, Autofahrer rasen mit überhöhter Geschwindigkeit durchs Wohnquartier. Der Stresspegel ist hoch und entlädt sich nicht selten in Aggression. Das sind die Hotspot-Themen, zu denen Lutz Liffers Interessierte mit auf einen „Liegnitz-Walk. Expedition Müll“ nimmt. Am Stand der Bremer Stadtreinigung, wo es neben mehrsprachiger Beratung auch kostenlose Bremer Müllsäcke gibt, stellt sich die Frage: Lässt sich gesellschaftlicher Wohlstand am Müll ablesen? Am konkreten Beispiel in der Geeststraße 134 wird das Paradoxon von Wohnraumbedarf und jahrzehntelangem Leerstand an einer prominenten Bauruine anschaulich. Und schließlich geht es um die absurde Situation, dass das Votum Gröpelinger Jugendlicher, auf der Johann-Kühn-Straße eine temporäre Spielstraße einzurichten, zu scheitern droht, weil sich diese zu nahe am Liegnitz-Spielplatz befindet, einem Platz, der (wie gesagt) dringend saniert werden muss, damit ihn Kinder überhaupt nutzen können. Vorschläge dazu sammelt der Verein Spiel Landschaft Stadt an einem Stand. Für heute ist die glatt asphaltierte Johann-Kühn-Spielstraße für einige Stunden Realität und wird von der Spielplatz Initiative West, dem „Bemil“-Parcours, bewegungshungrigen Kindern auf Rollerblades und dem Mobilen Atelier in Beschlag genommen.

Gegen Abend geht das Livemusik-Programm weiter. Süd-osteuropäische Folklore, dargeboten vom Chor Klänge und Gänge mischt sich mit den Auftritten lokaler Rapper*innen. Dazwischen performt die spontan eingetroffene Sosolya Undugu Dance Academy aus Uganda und wird gefeiert: „Die müssen nächstes Jahr wiederkommen!“ Schließlich lässt die Gröpelinger Band Sercan Music den Abend ausklingen.

Ob Mikrofest oder Großveranstaltung, das Thema Nachhaltigkeit spielt inzwischen auf jedem Festival eine Rolle. Das Mikro Festival setzt seit Beginn 2018 unter dem Motto No Plastic auf Müllvermeidung. Im Stadtteil wurden zuvor Geschirr und Besteck gesammelt und mit Freiwilligen wieder eine „Waschstraße“ aufgebaut.

Auch Julia Hans, die vom Bundesprogramm „Utopolis – Soziokultur im Quartier“ eigens aus Berlin angereist ist, lobt die offene, friedliche Atmosphäre und fühlt sich „sehr willkommen“. Das Festival hätte mit einer „lockeren Mischung“ aus Musik, Gastro und Inhalten überzeugt. Es zeigt, wie Zusammenleben auch gehen kann: Solidarität statt Gegeneinander. Interesse statt Ignoranz. Nachhaltigkeit statt Müll. Kaum auszumalen, dass mangels Projekt-Finanzierung das Mikro Festival #04 das letzte sein könnte…

Auch dieses Jahr wurde ein ganzes Stadtviertel wieder zur Bühne: das Mikrofestival unseres Projekts  Europa Zentral brachte in Zusammenarbeit mit Anwohner*innen Kultur, Spaß und Zusammensein ins Quartier.

Ein Konzert vor der Haustür, Freiluftkino auf der Wiese oder eine Fotoausstellung auf dem öffentlichen Platz – der diesjährige Festivalsommer war bunt und lebendig. Auch die vorangegangenen Workshops, wie beispielsweise die Rap-Werkstadt konnten ihre erarbeiteten Ergebnisse präsentieren. Andere, wie der mehrsprachige Chor, gaben ihr Eröffnungskonzert und luden damit zur Workshop-Teilnahme ein.

Das Nachbarschaftsfestival fand an sechs aufeinander folgenden Freitagen im Sommer statt und auch im nächsten Jahr soll es das Mikrofestival wieder geben. Die Anwohner*innen beteiligten sich dabei sowohl organisatorisch, wie auch mit kreativen Mitmachangeboten oder sorgten für das leibliche Wohl. Durch dieses gemeinschaftliche Projekt entstehen Begegnungen in der Nachbarschaft und Verbundenheit mit dem Bezirk. Die Aufmerksamkeit geht über den Stadtteil hinaus und sorgt für eine positive Präsentation des Quartiers.

Das Plakazin ist das neu erschienene Stadtteilmagazin unseres Bremer Projekts Europa Zentral von „Kultur vor Ort e.V.  Auf mehreren Sprachen wird darin über die Geschichte und aktuelle Themen im Bezirk berichtet und lädt die Lesenden zur Stadtteilarbeit ein.

Interessante Artikel über das Leben und Wohnen im Viertel damals und heute geben Einblick in die Entstehung des heutigen Liegnitzquartiers. Man erfährt, wie aus einem Park ein ganzes Stadtviertel wurde und wie sich das öffentliche Leben, die Plätze und Straßen im Lauf der Jahre verändert haben. Gleichzeit werden die Lesenden zur Partizipation angeregt: wie sieht dein heutiges Leben im Bezirk aus? Bist du mit deinen Wohnverhältnissen zufrieden? Was könnte man verbessern oder verändern?

Vorschläge und Anregungen können per Email eingereicht werden. Auch wer bei der nächsten Ausgabe mitmachen will kann mit der Redaktion in Kontakt treten. Und als besonderes feature ist das Magazin gleichzeitig ein Plakat mit einem Stadt(teil)plan – und offenbart damit die Idee hinter seinem Namen.

Das Plakazin wird in Briefkästen verteilt, ist in Stadtteilläden erhältlich oder kann als Online-Ausgabe gelesen werden. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!

Lebst du gern in deinem Stadtteil? Was zeichnet ihn aus? Was bedeutet Nachbarschaft für dich und wie gut kennst du deine Nachbar*innen?

Unser Bremer Projekt Europa Zentral vom Kultur vor Ort e.V. hat die Fotoausstellung „Europa Zentral – Leben im Liegnitzquartier” ins Leben gerufen. In Foto- und Audioportraits präsentieren sich die Stadtteilbewohner*innen und sprechen über das Leben im Bezirk.

Schnell wird deutlich: die Menschen mögen ihr Viertel. Auch wenn es mal zu laut oder zu dreckig ist. Sie berichten von Hilfsbereitschaft, Offenheit und Verbindlichkeit. Kurz, von guten nachbarschaftlichen Beziehungen. Die Einzelportraits bilden ein buntes Stadtviertel ab, das Sprachbarrieren und Vorurteile überwindet und sich Herausforderungen optimistisch entgegenstellt. Persönliche Geschichten werden erzählt, Lieblingsorte im Bezirk preisgegeben.

Die Portraitfotos sind auf öffentlichen Plätzen ausgestellt und somit allen Passant*innen zugänglich. Wer bisher ein negatives Bild des Liegnitzquartiers hatte, darf sich hier eines Besseren belehren lassen. Die zugehörigen Interviews sind auf der Website in Originalsprache zu hören und in Übersetzung zu lesen.

Ein Projekt über Nachbarschaftlichkeit, Vielfalt und Toleranz.

Rap ist ein kraftvoller Musikstil, um individuelle Geschichten, Meinungen und Gefühle auszudrücken. Unser Bremer Projekt EUROPA ZENTRAL von Kultur vor Ort e.V. setzt wöchentlich mit einer Rap-Werkstatt musikalische Impulse zum Selbstausdruck und gegenseitigen Verständnis.

Die jugendlichen und erwachsenen Teilnehmenden erarbeiten dabei mehrere Schritte: von der künstlerischen Selbstreflexion, über die Verbalisierung der erarbeiteten Ideen bis zum technischen Knowhow. Sie lernen ihre Kreativität musikalisch und technisch umzusetzen und sich künstlerisch mitzuteilen. Dabei kann sich die Gruppe gegenseitig Hilfestellung leisten und durch ihre Texte besser kennenlernen. Die selbst kreierten Songs werden mit professioneller Aufnahmetechnik aufgezeichnet und können anschließend online veröffentlicht werden.

Das multikulturelle Liegnitzquartier stärkt mit diesem vielschichtigen Workshop nicht nur musikalisches Bewusstsein, sondern auch die interkulturelle Kompetenz im Bezirk und fördert Offenheit und den Abbau von Vorurteilen.

Ein nachfolgender Workshop zeigt, wie der eigene Song verbreitet und vermarktet werden kann. Dabei werden unterschiedliche Streaming-Plattformen besprochen und technische wie auch rechtliche Fragen erläutert.

Hier geht’s zu den Songs

Das eigene Viertel gemeinsam gestalten, zusammen osteuropäische Spezialitäten picknicken und zu wohligen Klängen der Shrutibox ins Gespräch kommen: Am 17.08.2019 fand das erste Mikro Festival auf dem Liegnitzplatz in Bremen statt. Wir waren dabei und freuen uns, dass das UTOPOLIS-Konzept in der multikulturellen Nachbarschaft voll aufging – über Kunst und Kultur zusammenfinden. Weitere Eindrücke vom Festival liefert ein Beitrag im Weser-Kurier, den ihr HIER nachlesen könnt.