Open-Air Festivals, Dorffeste, Kabarett- und Kinoveranstaltungen, Kreativ-Workshops oder Sprachkurse – in Deutschlands soziokulturellen Zentren und Initiativen wird vieles angeboten. Auf Veranstaltungen treffen wir mit anderen Menschen zusammen und feiern, lernen oder denken die Welt weiter. Das ist und bleibt wichtig für gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine nachhaltige Entwicklung. Bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen können jedoch noch weitere Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden. Beispiele dafür sind: Mehrweg statt Einweg, Ökostrom, klimafreundliche Mobilität sowie regionales und saisonales Essen. Mit diesem Schwerpunkt beschäftigte sich der Workshop „Nachhaltiges Veranstalten“, geleitet von Anna Lena Rothenpieler (KFZ Marburg) und Kristina Gruber (Projektschmiede Keller & Gruber), auf der UTOPOLIS-Jahreskonferenz unter dem Motto „Soziokultur nachhaltig im Quartier. Werkzeuge für eine sozial-ökologische Transformation.“
Manche Zentren setzen bereits Maßnahmen um und wollen mehr, andere fangen gerade erst an. Zentrale Fragen, die sich soziokulturelle Zentren dabei häufig stellen sind:
- Welche Ziele setzen wir uns und wie arbeiten wir daran?
- Wer kann uns bei dem Prozess unterstützen und wie?
- Wie können wir nachhaltig beschaffen/einkaufen?
Welche Ziele setzen wir uns und wie arbeiten wir daran? Ein guter Ausgangspunkt ist ein bereichsübergreifendes Besprechungsformat oder die Bildung einer Steuerungsgruppe. Es ist wichtig, dass die Leitung des Zentrums den Prozess unterstützt und alle relevanten Bereiche eingebunden werden. Beispielsweise hat das KFZ Marburg 2019 eine AG Nachhaltigkeit gegründet. Neben fünf Nachhaltigkeitsbeauftragten aus allen Bereichen des Zentrums – Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit, Booking, Technik und Haus – engagieren sich rund 15 Ehrenamtliche in der AG. In einem ersten gemeinsamen Treffen kann zum Beispiel nach Handlungsfeldern erfasst werden, was bereits umgesetzt wird. In weiteren Schritten kann das Team, zum Beispiel mittels „Mind-Mapping“ sammeln, welche weiteren Maßnahmen getroffen werden sollen und konkrete Ziele benennen. Wichtig ist, dass Verantwortlichkeiten für Handlungsfelder oder konkrete Maßnahmen benannt werden und es in regelmäßigen Abständen weitere Treffen gibt, um sich über Fortschritte, Probleme und weitere Pläne auszutauschen. Die Reise vom KFZ Marburg zu mehr Nachhaltigkeit könnt ihr auf deren Website verfolgen.
Wer kann uns bei dem Prozess unterstützen und wie? Das Projekt Selbstversuch: Klimaneutrale Veranstaltungen in der soziokulturellen Praxis des Vereins 2N2K oder das Programm sozioK_change der Stiftung Niedersachsen haben deutlich gemacht, wie wichtig eine externe fachliche Prozessbegleitung und der Austausch mit anderen Zentren bei anstehenden Herausforderungen ist. Im Workshop wurde betont, dass die Koordinationsstelle die Verbindung zu den Zentren im Verband ist und auf (länder-)spezifische Bedarfe und Herausforderungen eingehen können sollte. Sie sollte aber auch eine Verbindung zum Bundesverband Soziokultur haben. Um einerseits die Entwicklungen und Bedarfe aus den Ländern an den Bundesverband heranzutragen und andererseits, um gemeinsam länderübergreifende Informationen zusammenzuführen und aufzubereiten. Die LAKS Hessen hat dafür zum Beispiel im Frühjahr 2021 eine AG Nachhaltigkeit gegründet und eine Fachperson für die Koordination beauftragt. Einmal im Monat treffen sich eine Handvoll Mitgliedszentren, tauschen sich zu Nachhaltigkeitsthemen aus und entwickeln so ihre Prozesse weiter. Darüber hinaus ist LAKS Hessen zusammen mit anderen Verbänden Mitglied in der AG Nachhaltigkeit des Bundesverbands Soziokultur und entwickelt die Vernetzung zur Nachhaltigkeit gemeinsam weiter.
Wie können wir nachhaltig beschaffen/einkaufen? Unter Beschaffung fällt einiges. Letztlich geht es um alles, was von den Zentren und Initiativen für ihre Arbeit eingekauft wird. Ob Strom, Laptop, Papier, Reinigungsmittel, T-Shirts, Catering oder Lastenrad. Bei allem kann auf Nachhaltigkeit geachtet werden. An erster Stelle lohnt sich eine Auseinandersetzung mit der Beschaffungspyramide. Demnach sollten an erster Stelle Dinge wiederverwendet bzw. gebraucht gekauft und erst an letzter Stelle Dinge neu gekauft werden. Herausforderungen beim „gebraucht kaufen“ bestehen häufig in Zusammenhang mit Förderkriterien („man muss neu beschaffen, um abzurechnen“) und auf rechtlicher Ebene (z. B. Produkthaftung oder Urheberrecht). Beschaffungskriterien sollten so gut wie möglich im Leitbild verankert werden und über die eigene Organisation hinausgedacht werden (Bsp.: Sharing economy). Auf Portalen wie www.nachhaltige-beschaffung.de oder beschaffung-info.de kann man sich informieren. Ein Ergebnis des Workshops im Rahmen der UTOPOLIS-Jahreskonferenz ist, dass die Referentin für Nachhaltige Entwicklung des Bundesverband Soziokultur ein lebendiges Dokument mit hilfreichen Links und Beispielen initiiert.
Zum Abschluss frage ich euch: „Liebe Zentren und Initiativen, wann findet Eure nächste Teambesprechung zur nachhaltigen Organisation Eurer soziokulturellen Veranstaltungen statt?“