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In der Stadt gibt es keine Tiere und sowieso ist alles Beton? 

Wer das glaubt, kann sich in einem geführten Spaziergang durch das Stadtgebiet vom Gegenteil überzeugen lassen. Mit einem Experten/ einer Expertin, hier: einem Ranger der Naturwacht geht es auf die Spuren von Tier und Pflanze im urbanen Raum. Man wird staunen, was da tagtäglich und bisher noch unbemerkt alles kreucht und fleucht. Und so manches Kraut kann man sogar inmitten der Stadt entdecken und probieren. Schon mal Löwenzahnsalat probiert oder “Honig” aus Blüten selbst gemacht?  

Es gibt viel zu entdecken! 

Die FOTO-FERIEN-WOCHE “Back to Nature” war eine Kooperation der Gesellschaft für humanistische Fotografie e.V. mit dem “Kulturlabor Trail & Error“, der Fotografin Laura Fiorio, der Referentin Ruuta Vimba und dem Kinder- und Jugendkulturzentrum Statthaus Böcklerpark.

Die Foto-Ferien-Woche war ein offenes Workshop-Angebot in den Sommerferien und bestand aus vier Workshoptagen und einer Abschlussveranstaltung. Die einzelnen Tage bauten nicht aufeinander auf, Kinder und Jugendliche, die interessiert waren, konnten an den unterschiedlichen Tagen zu verschiedenen Programmpunkten mitmachen. Das Programm richtete sich sowohl an Kinder und Jugendliche, die das Jugendzentrum besuchen (überwiegend aus bildungsfernen Hintergründen), sowie an solche, die durch die sichtbare Ankündigung in der naheliegenden Nachbarschaft davon erfuhren und teilnehmen wollten.

Die Foto-Ferien-Woche “Back to Nature” verband das Nachdenken über Stadt, Natur, Upcycling und Fotografie. Jeden Tag gab es einen anderen Programmschwerpunkt, u.a. wurden Seedbombs hergestellt, Natur-Bingo gespielt, Lochkameras gebastelt oder Fotos in der Dunkelkammer entwickelt. Das Programm wurde von den zwei Referentinnen, Ruuta Vimba (Kulturlabor Trial & Error) und Laura Fiorio, flexibel gestaltet und die Teilnehmenden konnten sich mit Wünschen und Ideen mit in die Gestaltung einbringen.

Das Upcycling von PET Flaschen zu Perkussionsinstrumenten, schafft bei Kindern, durch einen spielerischen Umgang, ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und geht gegen die Wegwerfgesellschaft an. In dem Workshop werden ausrangierte, gereinigte Cola Flaschen mit einem Fahrradventil, das durch den Deckel montiert wird, versehen. Der Deckel wird anschließend auf die Flasche geschraubt und diese mit einer Luftpumpe aufgepumpt. Je nachdem wie viel Luft in der Flasche ist, gibt sie einen anderen Ton, wenn man mit einem wattierten Schlegel darauf schlägt. Mit mehreren Kindern lassen sich auf den Flaschen Rhythmen einstudieren. Gestalterisch sind der Kreativität beim Einfärben der Flaschen keine Grenzen gesetzt.

 

Nach einem organisierten Garten-Aufbau-Fest-Wochenende wird der Garten erst an eine Workshop-Gruppe übergeben, die sich unter Fachanleitung regelmäßig trifft. Für einen gute Start beim Hochbeete-Bau, Pflanzungen und Pflege ist die Anleitung mit Fachwissen extrem hilfreich. Nach und nach kann das Projekt dann mehr und mehr in die Hände der Teilnehmenden und der Nachbarschaft gelegt werden.

Mit dem Fahrrad, Wissen und Witz führen Quartier-Expert*innen über Abkürzungen, bewusste schöne(re) Umwege und Spezialrouten zu bekannten und unbekannten Zielen. Anekdoten werden erzählt, historische und geografische Insights ausgepackt und beim Picknicken verdaut. Am Ende steht fest: Ja, schön Fahrradfahren kann man auch im Stadtteil 🙂

Im öffentlichen Raum achten wir viel zu selten auf das, was vor Ort ist und welche Möglichkeiten diese Dinge mit sich bringen. Jede Stadt hat Bäume, Wiesen, Beete usw. und hierdurch auch eine Vielzahl von nutzbaren Materialien. Durch das Angebot wird das Auge für diese Möglichkeiten sensibilisiert und das eigene Lebensumfeld neu entdeckt. Gesammelt wird alles, was lose auf dem Boden zu finden ist- Blütenblätter, Steine, Laub, Rindenmulch usw., woraus temporäre kleine, aber auch große Bilder gelegt werden können.

Die Gruppengröße, als auch die Altersgruppe ist für den Workshop des „Beetbauens“ irrelevant und kann flexibel gestaltet werden. Eine Person, die den Überblick behält, Erfahrungen auf diesem Gebiet hat und möglichst aufkommende Fragen zu beantworten kann, ist sehr zu empfehlen. Diese Person kann anleiten, koordinieren und das weitere Vorgehen beschreiben, sowie das Material besorgen. (Es gibt sowohl im Internet als auch im Buchhandel gute DIY-Anleitungen für den Bau von Hochbeeten). Ziel ist es gemeinsam Hochbeete zu bauen, zu gestalten und zu bepflanzen, im Sinne der Nachhaltigkeit, dem Klima und der Umwelt. Außerdem ist es eine aktive Tätigkeit, die Outdoor stattfindet und durch den Prozess, des Erschaffens die Teilnehmer*innen miteinander als Gruppe verbindet. Dieses Tool besteht aus verschiedenen Elementen, die unterschiedlich kombiniert werden können. Das wären zum Beispiel, das Bauen der Beete, das Bepflanzen der Beete, das Gestalten/ Bemalen der Beete, sowie das Ernten des Gemüses und die Möglichkeit, das Geerntete gemeinsam zu kochen und zu essen

Seedbombs und Samentütchen kann man fertig kaufen, aber Selbermachen macht viel mehr Spaß und ist kinderleicht! Der Begriff Seedbombs stammt aus dem Guerilla Gardening, gemeint ist damit eine Erdkugel mit Blumensamen, mit der jede*r an dem Guerillakamp für eine bunt blühende und insektenfreundliche Natur teilnehmen kann. Als matschfreie Alternative könnt ihr Samentütchen basteln.
Für die Seedbombs solltet ihr die Erde zuerst durch sieben und dann mit den Samen und der Heilerde mischen, auf 100g Samen kommen 400g Pflanzenerde und 400g Heilerde, die Menge könnt ihr je nach Teilnehmerzahl anpassen. Jetzt ganz wenig Wasser hinzugeben und das Gemisch kneten, es sollte etwa eine Konsistenz wie Kuchenteig haben. Die Kugeln sind nach ca 3 Tagen durchgetrocknet und können geworfen werden.
Für die Samentütchen haben wir eine Bastelanleitung erstellt, so könnt ihr einfach aus alten Zeitungen die Tütchen falten und mit der Samenmischung befüllen.

Zwei Theaterpädagog*innen sind als Pirat*innen verkleidet im Stadtteil unterwegs und animieren Kinder und Erwachsene zum Müllsammeln. Neben der Reduzierung des Mülls versuchen sie, das Problem lauthals und mit großen Gesten auf amüsante Art zu beseitigen. Begleitet von der Filmmusik aus „Fluch der Karibik“ nehmen sie Kinder und ihre Eltern in die Piratencrew auf und händigen ihnen dafür eine Müllzange und einen Müllbeutel aus. Die gefüllten Müllsäcke werden neben die öffentlichen Mülleimer gestellt. Nebenbei haben die Müll-Pirat*innen die Möglichkeit mit der Nachbarschaft über Müllvermeidung und Nachhaltigkeit zu sprechen und Gedankenanstöße zu geben. Nach erfolgreicher Mission sammeln die Pirat*innen ihre Requisiten wieder ein und ziehen davon.

Das Projekt „Stadtteilmöbel“ macht Teilnehmer*innen zu Akteuren und schafft neue Orte und kulturellen Raum. Möbel werden selbst gebaut und Handwerk erlebt. Unter dem Motto: Einfach machen! bietet der Workshop für Kinder und Jugendliche, Menschen mit und ohne handwerkliche Erfahrung einen Gegenpol zur schnellen, digitalen Welt. Mit den Händen arbeiten, etwas entstehen lassen, Schritt für Schritt vom sichtbaren Erfolg motiviert werden. Am Ende eines Tages haben die Teilnehmer*innen etwas Eigenes erschaffen, ganz individuell und dauerhaft.
Entstanden sind Stadtteilmöbel zum Anfassen und Benutzen, etwas für die Allgemeinheit, für die öffentlichen Plätze ihrer Stadt.
Der öffentliche Raum wird neu in den Fokus gerückt und genutzt. Die neuen Orte laden zum Verweilen, Austauschen, Lümmeln und Nachdenken ein. Der Ort erhält eine neue Identität und jeder kann sitzend, liegend oder lümmelnd daran teilhaben.