Fast jeder Mensch hat eine*n Nachbar*in. Doch wie gut kennen wir sie eigentlich? Eine Fotoausstellung zeigt verschiedene Personen aus der Nachbarschaft. Auf wetterfeste Planen ausgedruckt, können die Fotografien und Zitate von Bewohner*innen des Quartiers über Nachbarschaft im Außenraum aufgehängt und präsentiert werden.
Schon im Vorhinein bieten das Gespräch und der Fototermin einen Anlass zum Kennenlernen. Die aufgehängten Bilder machen neugierig auf die Nachbarschaft und regen dazu an, sich auszutauschen.
Es denkt und träumt sich besser in der Muttersprache. Selbst Menschen, die schon länger hier sind und gute Sprachkenntnisse haben, tun sich sehr schwer z.B. mit literarischen deutschen Texten.
Eingewanderten Menschen haben in der Regel kaum Einkaufsquellen für ihre Literatur. In kleinen Städten gibt es z.B. meistens keine arabischen Buchläden.
Aber auch für deutschsprachige Menschen ist das Kennenlernen anderer Kulturen über das Medium Literatur spannend. Für eine internationale Buchmesse ist es neben den fremdsprachigen Texten sinnvoll zu recherchieren, welche Texte aus den Herkunftsländern ins Deutsche übersetzt wurden. Es sind z.B. aus dem Arabischen ziemlich viele. Deutsche Muttersprachler*innen bekommen dadurch einen Bezug zu den Herkunftsländern. Darum macht es Sinn, entsprechende Bücher in Zusammenarbeit mit spezialisierten Buchläden an einem Aktionstag in Form einer Buchmesse für beide Zielgruppen aus dem Stadtteil in einer gemeinschaftlichen Veranstaltung anzubieten.
Die Migrationsgeschichte Kreuzbergs ist sehr alt: dieser Bezirk wird oft als so etwas wie ein Durchgangsbezirk bezeichnet, also ein Ort, wo die Menschen eher nicht so lange bleiben. Eine Generation kommt, die nächste wächst hier auf, aber ganz oft, gehen diese Menschen dann wieder weg: Ins Ausland, in andere Bezirke, in andere Städte.
Das Projekt Ident•i•gration untersucht, was Identität bedeutet und wie sie sich in unserer globalisierten Welt formt. Es wurde von zwei Fotografinnen, Schmoo Theune und Susann Tischendorf, durchgeführt. Ziel des Projekts war es, sechzehn Personen, die seit mehreren Jahren in Kreuzberg wohnen, aus verschiedenen Generationen und mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten, darzustellen. Anhand ihrer Lebenswege und Erfahrungen sollte eine offene Diskussion rund um das Thema „Identität und Heimat“ entwickelt werden.
Die Ergebnisse des Projektes wurden in der Ausstellung „Ident•i•gration: Heimat und Identität in einer globalisierten Welt„ im f3 – Freiraum Fotografie im Herzen Kreuzbergs gezeigt. Die Ausstellung präsentierte nicht nur Fotos von den sechzehn Protagonist*innen und ihrer Umgebung, sondern auch persönliche Texte, Archivmaterial und Objekte und war kostenfrei für alle Bewohner*innen zugänglich.
Was braucht es um das, was man sieht und auch das, was man sehen möchte, in Kunst zu verwandeln? Für jede*n eine Plexiglasplatte auf Dachlattenbeinen und eine Hand voll Acryl-Marker und raus zum Zeichnen ins urbane Leben – das sind die Plexi-Versionen. Wo bin ich hier eigentlich? Was ist typisch für mein Viertel? Was fällt mir an der Architektur ins Auge? Welche Menschen und Tiere begegnen mir? Welcher Standpunkt gefällt mir – und von wo aus habe ich noch nie auf meine Umgebung geschaut? Auch: Was fehlt hier noch? Was möchte ich hier sehen?
Charakteristische Elemente der Umgebung werden auf den transparenten Platten verzeichnet. Es entsteht eine Sammlung und Verdichtung von spannenden Elementen aus dem gewohnten und neu entdeckten Umfeld, ein dynamisches Bild voller eigensinniger Ein- und Durchblicke. Im Austausch können Ideen für eine weitere Gestaltung und Entwicklung des Quartiers gefasst werden.
Anwohner*innen, die entweder professionelle oder Hobby-Fotograf*innen sind betrachten das Quartier durch einen künstlerischen Blick. Die Fotograf*innengruppe entwickelt zu einem vorgegebenen Thema eigenständig eine Ausstellung, die entweder an einem zentralen Ort im Quartier oder auch im öffentlichen Raum stattfinden kann. Die Nachbarschaft lernt ihre Straßen und bekannten Orte neu kennen, entdeckt Neues, identifiziert sich mit dem Bezirk, kommt miteinander ins Gespräch.