Eine kurzweilige Aktion mit Interviews und Fotoportraits für “zwischendurch”. Ausgestattet mit einer Kamera stellt sich (mindestens) eine Person als Stadtteil-Forscher*in eine Stunde lang an einen zentralen, viel frequentierten Ort im Quartier und spricht Passant*innen an. Mit ein wenig Neugier und Redegewandtheit kommt sie ins Gespräch mit Menschen, die ihr zwar fremd sind und die doch eine Sache mit der fragenden Person gemeinsam haben: ihren Stadtteil. Die Interviewer*in und Fotograf*in können ein und dieselbe Person sein, sofern sie sich dies zutraut. Ihre Aufgabe ist es, den Rahmen der Aktion zu erklären und zu versuchen, Passant*innen für ein Foto zu gewinnen. Statt eines Interviews, das gleich höherschwellig wäre, ist auch denkbar, dass die portraitierten Personen ihre inszenierten Fotos durch einfache Botschaften, die ebenfalls ausgedruckt werden, begleiten.
Optional kann ein verbindender, multifunktionaler Gegenstand (z.B. ein Regenschirm) für die Fotos verwendet werden. Dies kann den Portraitierten helfen, eine angenehme Pose zu finden und schafft zugleich ein verbindendes Element auf den Fotografien. Es kann geschaut werden, welche weiteren verbindenden Elemente die Personen haben – und dies versuchen, visuell darzustellen und/ oder in den Texten festzuhalten.
Die Fotos werden gesammelt und können in einem Mosaik der Begegnungen veröffentlicht werden. Falls die Interviews dokumentiert werden, können die Aussagen zu den Fotos geheftet werden. Es geht um ein erstes Kennenlernen und das Überwinden von Kontaktbarrieren.
Wenn eine entsprechende Wohlfühl-Atmosphäre geschaffen wurde und Menschen wiederkommen, sind auch vertieftere biographische Interviews denkbar.
In Zeiten des Lockdowns ist es für Einrichtungen der Stadtteilarbeit herausfordernd, mit den Anwohner*innen in Kontakt zu bleiben oder überhaupt erst in einen Austausch mit ihnen zu treten. Ein guter Weg ist es, Nachbar*innen dazu aufzurufen, ihre Eindrücke, Gedanken, Stimmungen zur und über die Pandemie-Zeit einzureichen. Das eingereichte Material kann dabei vielfältig sein und von Texten über Fotos und Zeichnungen zu von der Nachbarschaft selbst gedrehten Videos reichen. Aus den Einsendungen kann ein Gesamtkunstwerk entstehen, das als eine Art „Corona-Tagebuch“ die Pandemie mitsamt der damit einhergehenden Umwälzungen auf künstlerische Art und Weise portraitiert. Dieses Gesamtkunstwerk wiederum kann multimedial aufbereitet und weiterverwertet werden: als Buch, Ausstellung im öffentlichen Raum etc.
Zudem kann es – soweit es die Corona-Bedingungen zulassen – fruchtbar und lohnend sein, gemeinsam mit den Anwohner*innen zusätzlich in analoger Form an dem Gesamtkunstwerk zu arbeiten. So können sich auch Nachbar*innen, die nicht auf digitalem Weg erreicht werden, am Projekt beteiligen. Durch die Verquickung von digitaler und analoger Methodik können überdies vielfältige Ergebnisse erzielt werden, die multimedial aufbereitet werden können. Beispielsweise können gemeinsam mit den Anwohner*innen Fotoshootings durchgeführt werden, die auf großformatigen Plakaten zu Collagen zusammengeführt und im öffentlichen Raum angebracht werden.
Die CoronaCollection Mannheim ist mittlerweile erschienen. Das Lookbook könnt ihr HIER herunterladen.
In der Pandemie-Zeit ist es herausfordernd, Stadttouren mit vielen Teilnehmenden durchzuführen. Doch: Stadttouren können in digitaler Form angeboten werden, wie beispielsweise über die App Actionbound. Interessierte können so die Tour jederzeit durführen – sei es auf eigene Faust direkt vor Ort oder auch vom heimischen Wohnzimmer aus. Zudem ist damit jede*r befähigt, eine eigene Tour durch seinen oder ihren Kiez zu gestalten. Technische Vorkenntnisse sind bei der Erstellung der Tour nicht notwendig.
Bei der Erstellung und Gestaltung der Tour kann die Nachbarschaft aktiv mit eingebunden werden: Anwohner*innen können Texte und Fotos beisteuern und Informationen über unterschiedliche, sich im Kiez befindliche Organisationen sammeln und zusammentragen. Kooperationspartner*innen können sich ebenfalls mit Medien unterschiedlicher Art beteiligen, um später in der Tour sichtbar zu sein. Zur Gestaltung der Tour bietet es sich überdies an, die einzelnen Stationen von einem/einer Fotografen/Fotografin professionell ablichten zu lassen. Auf diese Weise entsteht ein umfangreiches Kiez-Archiv, auf das Nachbar*innen jederzeit zugreifen können.
Die App kann auch analog stattfindende Spaziergänge multimedial unterstützen und bereichern.
Das Berliner Modellprojekt „XB-Lab“ hat über die App Actionbound den “FOTO-SPAZIERGANG I: Das widerständige Quartier der 70er/ 80er Jahre und Heute” gestaltet. Mit Hilfe von persönlichen Erzählungen, aktuellen wie historischen Fotografien, Filmausschnitten und Musikstücken erfahren Nutzer*innen, wie sich die Berliner*innen selbst organisiert und ihr Leben aktiv und kreativ gestaltet haben.
Das mobile FOTO STUDIO wird am besten an Orten mit viel Laufpublikum aufgebaut, angebunden an ein Fest oder eine Aktivität in der Nachbarschaft. Die Fotos entstehen vor einem Hintergrund mit Motiv, mit dem sich die Anwohner*innen identifizieren können (z.B. einem Bild aus der Nachbarschaft). Professionelle Fotograf*innen kümmern sich ebenso um den Aufbau des Settings, die Einstellung der Kamera und der Beleuchtung wie um die Montage des Selbstauslösers. Passanten werden eingeladen, sich vor dem Motiv zu fotografieren, wobei sie selbst den Auslöser bedienen. Alle Teilnehmende erhalten die Fotografien per E-Mail oder Print zugeschickt. Neben dem Fotografieren können die Anwohner*innen zudem kurze Fragen über Kunst und Kultur im Stadtteil beantworten oder andere Statements machen. Die Interviews werden mit einem Aufnahmegerät oder Handy aufgezeichnet.
Die Fotografien und die Äußerungen aus den Interviews werden über eine Ausstellung im öffentlichen Raum, einer Präsentation bei einem Stadtteilfest o. ä. in den Kiez zurückgespiegelt. Die Zitate der Nachbar*innen können dabei als Bildunterschriften fungieren. So bekommen die Ansichten und Ideen der Bewohner*innen ein Gesicht. Zudem werden die Anwohner*innen über die Fotografie von anderen Nachbar*innen erkannt – und so ein gegenseitiger Austausch ermöglicht.
HIER geht es zum Imagefilm auf YouTube
Jede*r von uns hat einen Schatz wunderschöner Fotografien, zu dem er/sie ganz persönliche Geschichten erzählen kann. Der Foto Jam macht’s möglich: Hier ist die Bühne für alle Menschen aus der Nachbarschaft offen, um ihr Lieblingsfoto auf kreative und unterhaltsame Art und Weise zu präsentieren. Ob Musik, Akrobatik oder Pantomime: alle Hilfsmittel sind erlaubt! Jede und jeder hat nur fünf Minuten Zeit. Der Foto Jam bietet damit nicht nur eine hervorragende Gelegenheit, neue Talente aus dem Stadtteil zu erleben – er lädt überdies zum gegenseitigen Kennenlernen, einem Austausch und einem unterhaltsamen Abend mit nie dagewesenen Fotografien und Geschichten ein.
Auch wenn die Methode selbst keine Ausstellung ist bzw. notwendigerweise in eine Ausstellung mündet, eignet sie sich doch, um Objekte einer Ausstellung bei einer Vernissage in Szene zu setzen.
Fotos © Heike Overberg | Gesellschaft für Humanistische Fotografie e.V.